bauhaus
imaginista
Article

Bauhausmoderne und Chinesische Tradition

Franz Ehrlichs Entwurf für ein Haus des Handels in Peking (1954–1956)

Franz Ehrlich, Vorentwurf für das Haus des Handels in Peking, 1954, © Stiftung Bauhaus Dessau (I 31449 G).

In den frühen 1950er-Jahren bestanden gute diplomatische, politische und ökonomische Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Deutschen Demokratischen Republik. Beide, sich als sozialistisch verstehende Staaten, waren 1949 gegründet worden. In diesem Aufsatz geht es um die besondere Beziehung zur chinesischen Architektur, Kunst und Gestaltung, die Franz Ehrlich entwickelte.

Bauhäusler und China

Drei ehemalige Bauhäusler, die in der DDR lebten, waren auf die ein oder andere Weise mit China verbunden: Richard Paulick, Marianne Brandt und Franz Ehrlich. Richard Paulick (1903–1979) war 1949 gerade aus seinem über 15jährigen Exil in Shanghai zurückgekehrt, wo er zahlreiche Projekte als Architekt, Hochschullehrer und Planer verwirklichen konnte. In der DDR gelangte er sehr schnell in die einflussreiche Position des Vizepräsidenten der 1950 in Ost-Berlin gegründeten Deutschen Bauakademie r. Unter Mitarbeit verschiedener Kollektive realisierte Paulick – in den ersten Jahren unter den Bedingungen der Formalismusdebatte – Projekte wie den Bau der Stalinallee oder der Staatsoper in Ost-Berlin und später, in den 1960er-Jahren, (unter wiederum gewandelten Gegebenheiten einer „Rückkehr zur Moderne“) die Planung und den Bau von Halle-Neustadt.1 Der ab 1950 ebenfalls von der Formalismusdebatte betroffenen Marianne Brandt (1893–1983) – sie wirkte von 1949 bis 1954 an der Hochschule der Bildenden Künste in Dresden und danach an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin Weißensee – kam die Möglichkeit sehr gelegen, die Ausstellung „Deutsche angewandte Kunst aus der DDR" in Peking vom Oktober 1953 bis März 1954 zu betreuen. Sie kehrte mit großer Begeisterung für chinesisches traditionelles Kunsthandwerk zurück.2 In diesem Aufsatz geht es um die besondere Beziehung zur chinesischen Architektur, Kunst und Gestaltung, die Franz Ehrlich (1907–1984) entwickelte.

Franz Ehrlich, Ende 1950er Jahre, © Stiftung Bauhaus Dessau.

Franz Ehrlich bekam im Jahr 1954 von der Regierung der DDR den Auftrag, Entwurf, Planung und Errichtung eines Hauses des Handels der DDR in Peking zu leiten. Dieses bislang nur dem Namen nach und mit wenigen Abbildungen bekannte und kaum erforschte Projekt galt vor allem deshalb gewissermaßen als Fußnote im Schaffen von Franz Ehrlich, da es letztlich trotz aller finanziellen, personellen und sonstigen Investitionen und Anstrengungen nicht realisiert wurde. Es ist daher überraschend, dass eben dieses nicht realisierte Bauvorhaben und dessen zentrale Besonderheiten im Entwurfsprozess grundlegend sind für Ehrlichs Finden seiner individuellen architektonischen Gestaltungskonzeption. Erstmalig kristallisiert sich diese in den zwei für sein architektonisches Schaffen zentralen Bauten heraus – das Rundfunkzentrum Berlin-Nalepastraße (1951–56) und das Institut für kortiko-viszerale Pathologie und Therapie in Berlin-Buch (1956–57) –, deren Entwurf und Bau ebenfalls in die hier betreffenden Jahre fällt. Das erstgenannte Gebäude wird heute wieder als Konzert-, Proben- und Aufnahmestudio, nah am ursprünglichen Zweck, zunehmend intensiver genutzt und ist als Funkhaus bekannt. Das andere steht als Franz-Ehrlich-Bau leer und verschlossen auf dem Gelände des Ludwig Hoffmann Quartiers in Berlin-Buch, einem ehemaligen Krankenhausgelände, das nun Stück für Stück zu einem neuen Wohngebiet entwickelt wird.3

Ehrlich am Bauhaus 1927–1930

Franz Ehrlich kam als gelernter Maschinenbauer 1927 ans Bauhaus in Dessau. Nach dem obligatorischen Vorkurs bei László Moholy-Nagy und Josef Albers, dem Unterricht bei Paul Klee und Wassily Kandinsky besuchte er bis zum Sommersemester 1930 die von Joost Schmidt geleitete Plastische Werkstatt, wo er unter anderem am Bau der Architekturmodelle für das Totaltheater von Walter Gropius (1927–28) und später für die Bundesschule des ADGB bei Bernau von Hannes Meyer und Hans Wittwer beteiligt (1928–30) war. 1930 besuchte Ehrlich auch die Tischlereiwerkstatt des Bauhauses und legte die Gesellenprüfung als Tischler vor der Handwerkskammer Dessau ab. Nach dem Sommersemester 1930 verließ er das Bauhaus Dessau und arbeitete zunächst als Möbelgestalter und Gebrauchsgrafiker, nicht als Architekt, da er am Bauhaus nie die Baulehre durchlief und auch nicht im Baubüro tätig gewesen war. Neben Walter Gropiusmuss Joost Schmidt wohl die einflussreichste Lehrerfigur Ehrlichs am Bauhaus gewesen sein. Sichtbar ist dies schon damals unter anderem an den oft mit dreidimensionalen Elementen gestalteten reliefartigen bildkünstlerischen Arbeiten Ehrlichs, die collageartig, oft mit unterschiedlichen Materialien, Oberflächen und Farben, eine besondere Räumlichkeit aus der Schichtung von Flächen entstehen lassen.

Franz Ehrlich, o. T. (Relief), 1930 (1980), Holz, Leim, © Stiftung Bauhaus Dessau (I 3956 G).

Franz Ehrlich, Entwurf für ein Tiergehege in der Siedlung am KZ Buchenwald, 1940, Stiftung Bauhaus Dessau (I 31357).

Ehrlich in den Jahren 1933–1945

Nach Beendigung seines Studiums gründete Ehrlich zusammen mit seinen ehemaligen Bauhaus-Kommilitonen Fritz Winter und Heinz Loew das „Studio Z“, das u. a. für Naum Gabo nach dessen Angaben Plastiken fertigte. Neben dieser Arbeit war Franz Ehrlich als Gebrauchsgrafiker tätig.

Als Mitglied der seit 1933 verbotenen KPD agitierte Ehrlich im Untergrund gegen das Naziregime. 1934 wurde er verhaftet und kam ins Zuchthaus, gleich im Anschluss daran von 1937 bis 1939 als Häftling ins KZ Buchenwald. Hier gelang es ihm, auf sein zeichnerisches und entwerferisches Können aufmerksam zu machen. Die SS machte sich Ehrlichs Expertise zunutze. So kam es, dass der politische Häftling Franz Ehrlich Verwaltungs- und Wohnhäuser nebst Inneneinrichtung – vom Haus bis zur Leuchte – für das SS-Wachpersonal entwarf, außerdem die Schriftgestaltung für das zynische Motto des KZ-Außentores „Jedem das Seine“.4 Unter diesen extremen existenzbedrohenden Bedingungen wurde Ehrlich unter klarer Vorgabe begrenzter stilistischer Prinzipien und Mittel autodidaktisch zum Architekten. Ehrlich wurde aus dem KZ unter der Bedingung entlassen, auch weiterhin als Architekt für die SS zu arbeiten. Gegen Ende des Krieges kam Ehrlich in das Strafbataillon 999 und geriet in jugoslawische Kriegsgefangenschaft.

Ehrlichs Gestaltungskonzeption

Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft arbeitete Ehrlich u. a. als Architekt und Stadtplaner in Dresden. Er gestaltete Messestände für die „volkseigenen sächsischen Betriebe“ auf den Leipziger Nachkriegsmessen und entwarf u. a. einen Plan für eine Universitätsstadt in Leipzig. Von 1950 bis 1952 war er Technischer Direktor der VVB (Vereinigte volkseigene Betriebe) Industrie-Entwurf Berlin. Daneben arbeitete er im Auftrag des Ministeriums für Außenwirtschaft der DDR und als Möbelgestalter für die Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau. Wie fast alle maßgebenden Gestalter und Architekten der DDR jener Jahre, gerade die aus dem Bauhaus, war Ehrlich nun schon Mitte 40. Es war die Zeit der 1950 begonnenen Formalismusdebatte, in der das Bauhaus für einige Jahre von der herrschenden kommunistischen Partei- und Staatsführung vor allem wegen der Negierung nationaler Eigenheiten als formalistisch und imperialistisch verunglimpft wurde. Bis auf wenige, eher später einsetzende ideologisch argumentierende Kritiken betraf dies Ehrlich kaum.5 Anders als zum Beispiel Richard Paulick musste er seine Gestaltungskonzeption nicht radikal ändern. Ehrlichs Gestaltungen zeichneten sich schon zuvor auf eine besondere, dem damals wie heute dominierenden Bild des Bauhauses kaum entsprechende Weise aus. Vor allem Ehrlichs Architekturen, weniger seine Möbelgestaltungen, weisen eine geradezu geschlossene Unnahbarkeit auf, zwar ohne dabei zu pathetisch monumental zu werden, doch auch ohne die Leichtigkeit, Transparenz und scheinbar kunstferne Technizität, die in der Formalismusdebatte der mit dem Bauhaus verbundenen Architektur– insbesondere den Bauten und Konzepten Hannes Meyers aus seinen Dessauer Bauhausjahren – vorgeworfen wurde.

Franz Ehrlich, Rundfunkzentrum Berlin-Nalepastraße, links Block B (1954-56), rechts Block A (1951-54), Ansicht von Südost, Foto: Wolfgang Thöner, 2018.

Franz Ehrlich hat zwar seine Studienzeit am Bauhaus Dessau nie verschwiegen, doch betonte er sie auch nicht und stand insbesondere den von ihm als gleichmacherisch charakterisierten Kollektividealen Hannes Meyers – für Ehrlich definierte sich Mitspracherecht einzig über eine erbrachte gestalterische Leistung, was seiner Meinung nach Meyer negiert hätte – ablehnend gegenüber und kritisierte ebenso die von ihm als Auflösung des Syntheseprinzips des Bauhaus verstandenen Ausgliederung der bildenden Kunst in der Ära Hannes Meyers. Ehrlich war eine Führungspersönlichkeit mit klaren Vorstellungen von Hierarchien in den von ihm geleiteten Kollektiven, nicht nur im Entwurfsprozess. Der Architekturkritiker Dieter Hoffmann-Axthelm charakterisierte Ehrlich als eine „unverkennbare Persönlichkeit, die man, rückblickend, zu den stärksten der deutschen Nachkriegszeit zählen muß“6. Die Architektur Ehrlichs kennzeichnete er als heterogen und sah in der „Fähigkeit zur Mischung und Schichtung unterschiedlicher Stile“7 auch Gemeinsamkeiten mit dem Werk anderer Architekten wie Jože Plečnik oder Josef Frank. Man könnte auch Walter Klingenberg und Werner Issel nennen, deren Kraftwerk in Berlin-Rummelsburg unweit des Funkhauses mit seinem markanten Turm (und insbesondere mit dessen vertikalen Rahmungen) sicher eine Anregung für ähnliche Gliederungen an Ehrlichs Turmbau im Funkhaus-Komplex (Block A) gewesen war. Ehrlichs Architektur, so Hoffmann-Axthelm, ist die eines „Zwischenlandes, zwischen Bauhaus-Moderne und Gestaltkonservatismus, interessiert eher am Detail und seiner besonderen Umweltbindung, vor allem aber an einem unbeirrbaren Funktionalismus. Dieser ist es, der die Einheit ausmacht. Wenn es einen Punkt gibt, von dem man aus die Besonderheit des Architekten Ehrlich bestimmen kann, dann liegt er hier. Er gehört zu den wenigen Architekten des 20. Jahrhunderts, die nicht Funktionalismus und Stil verwechselten.“8

Franz Ehrlich, Gebäude im Kaiserpalast, Peking, 1954, © Stiftung Bauhaus Dessau (I 3530 G).

Der Auftrag

Das bis zum Auftrag für das Haus des Handels in Peking wichtigste architektonische Projekt Ehrlichs, an dem die skizzierten Besonderheiten erkennbar sind, war der erste Bauabschnitt des Rundfunkgebäudes in Berlin. In Umbau einer ehemaligen Furnierfabrik entstand 1951 in nur sechsmonatiger Bauzeit der sogenannte Block A (mit Verwaltungsgebäude und Turmhaus). Am 31.12.1951 wurde von dort die erste Sendung ausgestrahlt. Der Neubau des Produktionskomplexes (Block B) begann im Sommer 1952. Ein Brand am 16. Februar 1954 zerstörte die Gebäude, übrig blieb nur der Rohbau. Der sofort eingeleitete Wiederaufbau fällt mit dem Zeitpunkt des Auftrags des Ministers für Auslands- und Innerdeutschen Handel für das Haus des Handels in Peking zusammen. Ehrlich wurde Oberbauleiter des Aufbaustabs Peking (mit Sitz in Ost-Berlin) und war „in organisatorischer, technischer, künstlerischer Hinsicht verantwortlich für die gesamte Investition, für Entwurf, Planung, Ausführung und Bauvorleistungen.“9

Franz Ehrlich, Park in Peking, 1954, © Stiftung Bauhaus Dessau.

Studien in China

Besonders am Auftrag für das Projekt in Peking war, dass das Gebäude im chinesischen Stil zu gestalten sei. Der älteste bekannte Entwurf kann in seiner Schlichtheit und Symmetrie als erste Annäherung verstanden werden – eine durch Fotos und Magazine geprägte Vorstellung davon, wie chinesische Architektur aussieht.

Ehrlichs Reisen nach China brachten eine wesentliche Umarbeitung des Entwurfs. Mindestens drei Mal fuhr er in den Jahren 1954 bis 1956 nach China, in erster Linie, um Entscheidungen vor Ort zu treffen und Verhandlungen mit den chinesischen Vertretern zu führen. Neben einigen Plänen und Zeichnungen zum Gebäudekomplex befinden sich im Archiv der Stiftung Bauhaus Dessau auch mehr als fünfzig Zeichnungen und Aquarelle traditioneller Architektur und Landschaft, die Ehrlich bei Exkursionen in Peking schuf. Es sind Studien, in denen sich Ehrlich einem validen Verständnis von chinesischer Architektur annähert. Bislang sind erst einige exakt identifiziert, darunter zumeist genau datierte Zeichnungen vom Himmelstempel, der Verbotenen Stadt, dem benachbarten Sommerpalast in Peking oder von der Großen Mauer. Die ersten Zeichnungen zeigen eine sehr exakte, zentralperspektivische Herangehensweise Ehrlichs.

Erst auf späteren Exkursionen adaptierte er traditionelle chinesische Darstellungstechniken in Verwendung chinesischer Tuschen und Pinsel. Dieses einfühlsame Sich-Anverwandeln chinesischer Wahrnehmungs- und Darstellungstechniken sollte auch Einfluss auf seine darauffolgenden architektonischen Entwürfe nehmen. Ehrlich versuchte in seinen Bildern und in seinen Architekturentwürfen gleichermaßen, Interpretationen für das zu finden, was er vor Ort als chinesische Prinzipien und Formen entdeckt hatte.

Die Planung

Bislang ließ sich nicht ermitteln, für welchen konkreten Standort in Peking das Haus des Handels vorgesehen war. Olaf Junghanns hat in umfangreicher wie detaillierter Recherchearbeit viele Fakten zum Entwurf und zum Planungsablauf zusammengetragen. Der Aufbaustab bestand neben Ehrlich aus acht Personen; auf verschiedenen ministeriellen und anderen Ebenen waren mehr als 50 Personen beteiligt, unter ihnen Richard Paulick im Jahr 1955,10 sowie 25 Firmen, fast ausschließlich volkseigene Betriebe der DDR. Die Zusammenarbeit mit der chinesischen Seite gestaltete sich als schwierig. Bei der Unterbringung beteiligter Personen, der Beschaffung des Geländes, bei finanziellen Abstimmungen und der Bereitstellung von Baustoffen, insbesondere Stahl, gab es logistische und wirtschaftliche Probleme.

Das rechteckige Gelände, auf dem das Haus des Handels in Peking errichtet werden sollte, maß 210 x 150 m. Das Hauptgebäude, um das es hier hauptsächlich geht, sollte direkt an der Straße am südlichen Rand situiert werden, mit einem platzartigen Bereich für die Eingangszone am westlichen Kopf des langgezogenen Gebäudes. Am östlichen Ende sollte sich ein Fuhrpark anschließen. Laut Plan sollten überdachte Wege, eingerahmt von parkartige Flächen, zu den Unterkunfts- und Verpflegungskomplexen führen.

Franz Ehrlich; Haus des Handels in Peking, Lageplan, 1954, © Stiftung Bauhaus Dessau (I 31357 G).

Franz Ehrlich, Haus des Handels in Peking, Eingangssituation, 1954, © Stiftung Bauhaus Dessau (I 13213 G).

Franz Ehrlich, Haus des Handels in Peking, Eingangssituation mit plastischen Figurengruppen, 1954, © Stiftung Bauhaus Dessau (I 31366 G).

Das Hauptgebäude war multifunktional: Es bot Räume für Ausstellungen, Vorträge, Konzerte, Verhandlungen und Büros. „Das Haus hätte, einschließlich des Kellergeschosses, 6 Etagen gehabt und wäre mit einem flachen, etwas über den Korpus des Gebäudes hinausragenden Walmdach gedeckt worden.“11 Im Inneren des Gebäudes war ein von einem Dach aus Stahl und Glas überwölbter Innenhof mit einer Grundfläche von 1.400 m² und einer Gesamthöhe von rund 16,5 m vorgesehen. Die Straßenfassade der vierten Etage wäre gegenüber den anderen Etagen farbig heller gestaltet worden, zudem etwas zurückgesetzt und mit einem Gesims versehen. Unter der Fensterreihe der zweiten Etage zeigt sich im Entwurf ein wellenförmiger Fries. Das Erdgeschoss wäre straßen- und gartenseitig mit großzügigen Schaufensterfronten und vorgelagerten Säulen versehen worden. Im Kellergeschoss waren unter anderem Klimaanlage, Heizung und Kohlenlager geplant; der Ausstellungshof sollte der Präsentation von Produkten aus der DDR dienen.

Der Entwurf

In seine Entwürfe für das Pekinger Haus des Handels bezog Ehrlich seine eigenen Interpretationen von Elementen traditioneller chinesischer Architektur mit ein: trapezförmige, ausladende, fensterlosen, pylonartige Eckabschlüsse sowie die sich umlaufend in markanter Weise von den darunterliegenden dunkleren Fassaden der Straßen- und Gartenseite und dem auskragenden Dach absetzende vierte Etage. In der Eingangszone führt die helle Fassade bis zum Eingang, so dass das gesamte Gebäude wie aus zwei vereinten Kuben bestehend erscheint, wobei ein heller Kubus in die flankierenden dunkleren Seitenteile eingeschoben wurde. Die Eingangszone und die Front des Erdgeschosses zur Straßen- und Gartenseite bestehen aus bodentiefen und stockwerkshohen Fensterfronten, davor stehen runde Säulen, wie man sie beispielsweise an den genannten chinesischen Palastbauten wiederfindet. Hinter dem bereits erwähnten Wellenfries steht eine deutsch-chinesische Vorgeschichte: Er zitiert die Gipsbögen, die der Architekt Curt Rothkegel 1915 an der Südseite des Wehrturms des Zhengyangmen-Stadttors in Peking (das vor dem Tiannanmen-Platz steht) anbrachte.12 Franz Ehrlich hatte dieses Tor am 4. Juli 1954 gezeichnet.

Dieter Hoffmann-Axthelm charakterisierte in seinem Aufsatz „Eine Entdeckungsreise: Drei Bauten von Franz Ehrlich“ in der Bauwelt 1996 vor allem anhand der Berliner Bauten die Besonderheiten von Ehrlichs Architekturkonzeption hinsichtlich der besonderen Gestaltung der Zugangssituation, der Eingänge, Glaswände, Gänge, der räumlichen Diskontinuität der Gesamtanlage, der Treppen, Oberflächen, Fassaden und Dächer. Das meiste des von ihm Herausgearbeiteten trifft auch auf das Pekinger Projekt zu. Hoffmann-Axthelm hebt bei den Berliner Bauten insbesondere ihre schwebenden Dächer und die „untergestellten Rundstützen“ vor den Glasfassaden hervor und schreibt hierzu: „… dergleichen blickt unter anderem, ohne daß Ehrlich das aus eigener Anschauung gekannt haben muß (die DDR-Auslandsvertretungen baute er später), auch in den fernen Osten, nach Japan und China.“13

Franz Ehrlich, Zhengyangman-Stadttor in Peking, 4.7.1954, © Stiftung Bauhaus Dessau.

Franz Ehrlich, Haus des Handels in Peking, Ansicht von Südwest, 1954, © Stiftung Bauhaus Dessau.

Diese Vermutung Hoffmann-Axthelms kann nun bestätigt werden: Damals war noch nicht bekannt, dass Ehrlich genau in jener Zeit intensiv die chinesische Architektur studierte. Nun stellt sich die Frage: Inwieweit hatte Ehrlich vor seinen Reisen nach China in den ersten Entwürfen schon dieses Auskragen der Dächer und die besondere Kombination von Glasfassaden und Rundstützen am Block C des Funkhauses entwickelt? Schaut man sich die erhaltenen Fotografien vom Modell der Gesamtanlage des Funkhaues aus dem Jahr 1951 an, so sind zwar markante Dachabschlüsse und ebenerdige Glasfronten erkennbar, doch fehlen hier noch die letztlich gefundene Klarheit im Dachabschluss und auch die Rundstützen vor den Fenstern sind noch nicht im Entwurf enthalten. Diese so markanten Gestaltungen wurden also zuerst für das Haus des Handels in Peking entworfen, womit es als zentrales Projekt Ehrlichs in seiner gereiften Architekturkonzeption zu verstehen ist.

Das Besondere an diesen in Auseinandersetzung mit chinesischer Architektur gewonnenen Gestaltungselementen ist, dass sie in das Gesamtkonzept eingegangen sind, ohne als Zitate zu wirken.14 Das wird umso deutlicher, schaut man sich die Fassade von BlockD (der in den ersten Entwürfen nicht vorgesehene Garagenblock neben Kultursaal- und Kantinenteil) an, die ganz offensichtlich ein (noch dazu ganz besonderes) Zitat ist, nämlich das einer „Fassade eines Reichs-Verwaltungsgebäudes der zwanziger bis vierziger Jahre“15. Diese Fassade, die auch den Kultursaal- und Kantinenteil (Block C) umfängt, hat mit dem eigentlichen Gebäude gestalterisch nichts gemeinsam: In starkem Kontrast liegt sie wie eine dünne Haut vor einer in reiner Betonstruktur errichteten Sheddachhalle, die an Bauten der Moderne der 1920er-Jahre erinnert. 16 Erst bei der aus der chinesischen Erfahrung hervorgegangenen Architektur des Studioblocks B ist Ehrlich ganz bei seiner eigenen Architekturkonzeption angelangt.

Franz Ehrlich, Rundfunkzentrum Berlin-Nalepastraße, Block B (1954-56), Ansicht von Südwest, Foto: Wolfgang Thöner, 2018.

Franz Ehrlich, Haus des Handels in Peking, Speisesaal und Küche 1955, Stiftung Bauhaus Dessau.

Das Institut für kortiko-viszerale Pathologie und Therapie in Berlin-Buch

Die flachen Walmdächer und die Rundstützen vor den sich ins Umfeld öffnenden Glasfronten finden sich auch am bereits erwähnten zweiten Bau in Berlin, dem Institut für kortiko-viszerale Pathologie und Therapie am Rande der Hauptstand, in Berlin-Buch, der nun eindeutig erst nach dem Entwurf für das Haus des Handels in Peking und auch nach Fertigstellung des Funkhaueses, nämlich von 1956 bis 1957, entstanden ist. Er weist nicht nur Züge von Variationen einer Klosteranlage auf, sondern bezieht sich mit seiner vollständigen Auflösung der Wände in Glas und mit einer klaren Orientierung hin zu den Innenhöfen eindeutig auf chinesische Vorbilder. Hoffmann-Axthelm, für den die Klinik in Berlin-Buch „der modernste Bau unter den drei Berliner Hauptwerken“ ist, verweist darauf, dass der heute nur noch Franz-Ehrlich-Bau genannte Komplex „so wenig Fassade wie ein antikes, arabisches oder chinesisches Hofhaus“ hat, weswegen er Ehrlich „Meister der Fassadenvermeidung“17 nennt. Als direkter Vorläufer des Gebäudes in Berlin-Buch ist das Küchengebäude auf dem geplanten Gelände des Haus des Handels in Peking zu verstehen.

Franz Ehrlich, Institut für kortiko-viszerale Pathologie und Therapie in Berlin-Buch, 1956–57, Foto: G. Draeger, Stiftung Bauhaus Dessau.

Innenräume

Jeder einzelne dieser Bauten – das Haus des Handels in Peking, das Berliner Rundfunkzentrum, das Institut für kortiko-viszerale Pathologie und Therapie – ist ein Sonderbau. Ehrlich entwickelte eine Architekturkonzeption, deren Eigenheiten auch im Inneren der Gebäude zu finden sind. In einem Text aus dem Jahr 1976 spricht er selbst von der Lösung für „das Problem Mehrzwecksäle“18 und nennt dann all die von ihm entworfenen Handelsvertretungen, die späteren Botschaften der DDR. Was die Innenräume mit der äußeren Fassaden- und Raumgestaltung gemeinsam haben, ist die besondere, unorthodoxe Aufmerksamkeit, die Ehrlich den Materialien widmet. Was Hoffmann-Axthelm an den Berliner Bauten nachweist, gilt auch für das Pekinger Haus des Handels: Ehrlich ist weniger an Formproblemen, sondern vor allem an den Oberflächen interessiert, die er wie eine Haut behandelt. Unterschiedliche Materialien mit ebenso unterschiedlichen Oberflächenqualitäten werden kontrastreich kombiniert. Die wenigen Dokumente zur diesbezüglichen Gestaltung des Haus des Handels deuten in diese Richtung. Dieses Gewinnen von Raum aus dem Aufbau von Flächen, dieser Materialmix verweisen letztlich auch auf die eingangs genannte Auseinandersetzung von Ehrlich mit den Konzepten von László Moholy-Nagy und vor allem von Joost Schmidt am Bauhaus Dessau.

Franz Ehrlich, Rundfunkzentrum Berlin-Nalepastraße, Eingangshalle, 1956, Foto: Edmund Kesting, © Stiftung Bauhaus Dessau (Ehrlich), Nachlass Kesting.

Das Scheitern des Pekinger Projekts

Die eingangs aufgezählten logistischen und finanziellen Probleme bei der Realisierung des Hauses des Handels in Peking erwiesen sich als nicht lösbar. Am 6. Dezember 1956 wurde das Projekt, dessen Baustelle schon eröffnet war, liquidiert. Das Hauptproblem sei die Bereitstellung des benötigten Stahls gewesen sein, der möglicherweise für ein noch größeres Projekt, ebenfalls von DDR-Architekten entworfen, verwendet wurde: das so genannte Projekt 706, eine Rüstungsfabrik, heute ein Kulturzentrum in Peking.

●Footnotes
●Author(s)
●Latest Articles
●Article
The Spread of the Bauhaus in China

As early as the end of the 19th century up to the beginning of the 20th century, which is to say before the founding of the Bauhaus and after China’s forced opening through war to the outside world, China had already been witness to various experiments in modernization. Such experiments contributed to the laying down of a foundational mindset necessary for the acceptance of the Bauhaus in China’s traditional culture. → more

●Article
Richard Paulick and the Remaking of a Greater Shanghai 1933–1949

The article focusses on Richard Paulick’s sixteen-year exile in Shanghai. It is an examination of the interaction between a Bauhaus socialist and a Far East port city in its rush to modernize at the midpoint of the twentieth century. → more

●Article
Modern Vernacular — Walter Gropius and Chinese Architecture

This essay explores the connection between Walter Gropius and I. M. Pei, as well as the influence of the one on the other. After completing his studies, I. M. Pei worked with Gropius on plans for a university in Shanghai, which he subsequently realized in Taiwan, than in association with Chang Chao-Kang and Chen Chi-Kuan. → more

●Article
Bauhaus and the Origin of Design Education in India

This article is an example of “writing by being,” because the author had the privilege of being part of the pilot “batch” of Indian design teachers. These students, many from an engineering background, were to be India’s future design educators, and their first exposure to design education took place at the newly-founded National Institute of Design, India’s first design institute, established in 1961 and inspired to a large measure by Bauhaus ideology. → more

●Article
Moving Away from Bauhaus and Ulm — The Development of an Environmental Focus in the Foundation Programme at the National Institute of Design, Ahmedabad

The National Institute of Design (NID) came into existence at the intersection of postcolonial aspirations to design a new nation and the new citizen and Cold War cultural diplomacy. It was located in Ahmedabad, a medieval western Indian city on the banks of the river Sabarmati, famous for its textile mills and as the place where Gandhi began his anti-British campaigns. Initially it was housed, perhaps quite appropriately, in a museum building designed by Le Corbusier where discussions began on the appropriate educational philosophy and pedagogy: Who would produce new lotas for the new nation? Who would teach them and how? → more

●Article
Contemporary Reflections on NID History — Teaching through the Design Archive

I often stage chance encounters for students with archival materials at the NID: a rare photograph of the building in construction, an odd handwritten scribble on a drawing by M.P. Ranjan, a stunning collection of sound recordings by David Tudor and John Cage. The amazement and wonder created by this staging becomes the starting point for the pedagogical value of archives. → more

●Article
On Behalf of Progressive Design — Two Modern Campuses in Transcultural Dialogue

“The Indian state has only existed for 13 years. And world history would be unthinkable without its unorthodox influence. India has delivered more new content in the last decade than any other country.” HfG Ulm founder Otl Aicher’s report on his trip to India in 1960 and the slides he took during his journey across the country are impressive observations of a country in upheaval. From today’s perspective, this material reads like an overture to the future collaboration between two design schools: the HfG Ulm and the NID in Ahmedabad.   → more

●Article
Design for Need — Der Milchkiosk von Sudhakar Nadkarni

Während der Designstudent Sudhakar Nadkarni 1965 an der HfG Ulm an seiner Diplomarbeit zur Gestaltung eines Milchkiosks für seine Heimatstadt Bombay arbeitete, reiste der deutsche Architekt und Designer Hans Gugelot an das 1961 gegründete NID in Ahmedabad. An beiden Schulen war man überzeugt, dass nur ein rational begründetes Design, das sich mit den grundlegenden Systemen der Gesellschaft, der Infrastruktur, der Gesundheits- und Nahrungsmittelversorgung befasst, die unmittelbaren Bedürfnisse der Menschen ernst nehmen kann. Der Milchkiosk-Entwurf ist ein herausragendes Dokument einer Gestaltungshaltung, die Design als ein Mittel zur Verbesserung des Alltags begreift. → more

●Photo Essay
Abraham & Thakore — NID Fashion

Like most designer start-ups, A&T started as a very small design studio. We began by designing and manufacturing modest batches of textile and fashion items, manufactured mostly on handlooms and tiny printing and embroidery sheds in India’s still pervasive small-scale industrial sector. And indeed, 25 years on, our supply chain is still reliant on and supportive of many of these small enterprises. → more

●Article
Habib Rahman — A Bauhaus Legacy in India

Habib Rahman, born 1915 in Calcutta, studied architecture at MIT under Lawrence Anderson, William Wurster and Walter Gropius, who taught next door at Harvard University. Gropius got Rahman his first job after graduation in his firm where Rahman worked until he returned to India in 1946. Ram Rahman’s account of his father’s legacy and his contribution to modernist Indian architecture. → more

●Video
Architects’ Congress

The passenger ship Patris II transported the participants of the 4th International Congresses of Modern Architecture (CIAM) from Marseilles to Athens and back. Bauhaus teacher Moholy-Nagy, travelling as a “friend of the new building movement” produced this half-hour soundless film as a travel journal. → more

●Article
Der CIAM-Protest — Von Moskau zur Patris II (1932)

Entgegen allen internationalen Erwartungen – schließlich waren Walter Gropius, Le Corbusier, Erich Mendelsohn und andere eingeladen – befand sich am 29. Februar 1932 kein moderner Architekt unter den Hauptpreisträgern der ersten Wettbewerbsrunde für den Palast der Sowjets in Moskau. → more

●Article
A Migratory Life—from Dessau to Moscow to Mexico — Hannes Meyer and Lena Bergner and the Arts

In this article Marion von Osten focusses on the curatorial research involved in two of the project’s four chapters: Moving Away and Learning From. She rethinks the importance of the migratory life of the Swiss architect Hannes Meyer and Bauhaus weaver Lena Bergner, starting with Meyer’s two-year directorship of the Bauhaus Dessau, the couple’s time working in the USSR (1931–1936), and, finally, their decade-long period as exiles in Mexico, which lasted from 1939 to 1949, the year they returned to Switzerland. → more

●Article
Die Sozialisierung des Wissens und das Streben nach Deutungsmacht — Lena Bergners Transfer der Isotype nach Mexiko

Lena Bergner wird normalerweise als am Bauhaus ausgebildete Textilgestalterin charakterisiert. In ihrem zehnjährigen Exil in Mexiko widmete sie sich allerdings der grafischen Gestaltung, fast ausschließlich für antifaschistische Projekte. Eine Ausnahme sind ihre weitestgehend unbekannten Leistungen im Bereich der visuellen Kommunikation für das mexikanische Schulbaukomitee. Hier verwendete sie Otto Neuraths „Wiener Methode der Bildstatistik“ (Isotype). Dieser Text erörtert den Transfer der Isotype von Europa nach Mexiko am Beispiel von Bergner und ihren möglichen Berührungspunkten mit Neuraths bildpädagogischen Methode und untersucht, wie sich die Isotype von propagandistischen visuellen Kommunikationsformen abgrenzt. → more

●Interview
Praised, Sentenced, Forgotten, Rediscovered — 62 Members of the Bauhaus in the Land of the Soviets

In this interview with Astrid Volpert, she reviews her decades of research on Bauhäusler who emigrated to the SU and makes it clear that there were far more than seven of them heading east. Persons traveling from the Bauhaus to Russia were from eleven countries. They belonged to various denominations—there were Protestants and Catholics, Jews and atheists. Of the 15 women and 47 men, only 21 of them were members of communist parties. → more

●Translation
The Moscow Bauhaus Exhibition Catalogue (1931)

When Hannes Meyer had emigrated to the Soviet Union in 1930, one of the first things he did was organizing an exhibition about “his” Bauhaus. As early as in February 1931 Meyer had the exhibition Bauhaus Dessau. Period of Hannes Meyer’s directorship. 1928-1930 already ready to receive the Moscow public. It was shown at the renown State Museum of New Western Art. This is the first English translation of the exhibition catalogue. → more

●Article
After the Ball — Hannes Meyer Presenting the Bauhaus in Moscow

Hannes Meyer arrived in the USSR just a couple of months after being dismissed from his position as Bauhaus director in October 1930. These months were filled with attempts by Meyer and his supporters to protest this decision through all possible means: media campaigns, open letters, student demonstration and court trials. After arriving in Moscow, Meyer carried on the fight against his unfair dismissal. → more

●Article
From Recognition to Rejection — Hannes Meyer and the Reception of the Bauhaus in the Soviet Union

The history of the Stalinist critique of the Bauhaus and Hannes Meyer has two chapters. The first chapter spans the time from 1929 to the Architects’ Congress in the Soviet Union in 1937; the second consists in the condemnation of the Bauhaus in the GDR that took place on the trip by East German architects to Moscow in spring of 1950. This text tells the story of the first chapter. → more

●Article
Meyer’s Russia, or the Land that Never Was

It is quite hard to know where to start with Hannes Meyer in Moscow. It’s hard because, while there is plenty of documentation on him and his team in the Bauhaus Brigade—as well as other Western designers and architects (of these, Ernst May is at least as significant as Meyer, as is the Dutch designer Mart Stam, and each went on to produce more substantial work than Meyer after their respective Russian episodes)—the legacy of his work there presents certain difficulties in evaluating. → more

●Article
Moving Away to the Other End of the World — Reflections on the Letters Between Tibor Weiner and Hannes Meyer from the DAM Archive

This article examines the correspondence between a teacher (Hannes Meyer) and his former student (Tibor Weiner), who met at the Bauhaus in Dessau, going on to live for a period in the Soviet Union. Each migrated to Latin America shortly before the outbreak of World War Two, and returned to Europe in the late 1940s. The surviving letters between Meyer and Weiner, preserved in the DAM Archive in Frankfurt am Main, are not only a testimony of comradeship but also a window into some key moments in the first half of the twentieth century. → more

●Artists Work
Bauhaus in Russia — Haunted Houses

The following material was produced during the photographic workshop Bauhaus in Russia: Haunted houses, which took place in the framework of the exhibition bauhaus imaginista. Moving Away: The Internationalist Architect at the museum of contemporary art Garage in Moscow. Through an open-call we invited participants from several Russian cities to take part in the visual research on both the visible and invisible legacies of the “bauhauslers”. → more

●Artist Work
To Philipp Tolziner

For the exhibition bauhaus imaginista: Moving Away. The Internationalist Architect at Garage Contemporary Museum of Art, the contemporary artist Alice Creischer has been invited to respond to the personal archive of Bauhaus architect Philipp Tolziner. She produced reading of material relating to the architect’s socialist backgrounds and his work in the Soviet Union.  → more

●Artist Work
Sketch One: Lotte and Hermina — Script-Reading and Screening by Wendelien van Oldenborgh

The script that the artist Wendelin van Oldenborgh created for bauhaus imaginista: Moving Away. The Internationalist Architect as a public moment is an insight into the development of her larger film project which will premiere as a contribution to the bauhaus imaginista exhibition at Haus der Kulturen der Welt, March 2019. It features archive material around the personas Lotte Beese and Hannes Meyer, Hermine Huiswoud and Langston Hughes. → more

●Article
Hamhŭng’s Two Orphans (To Konrad Püschel) — East German Internationalism in North-Korea Emerging through a Chronopolitical Lens

Doreen Mende’s work Hamhung’s Two Orphans, which borrows its title from a chapter of the cine-essay Coréennes (1959) by Chris Marker, proposes to trace the transformation of the Bauhaus’s relevance from its prewar internationalist modernity into elements of the GDR’s socialist internationalism when architecture operated as a state-crafting instrument during the global Cold War. → more

●Article
“All artists interlock!” — How Bauhäuslers created the “New Germany” and promoted the national economy

The Third Reich was in ruins, the surrender not yet signed. An architect painstakingly working his way through the debris to the Schöneberg town hall found a sign on the door of the building authority with his name. Appointed to office by the German Communist Party (KPD), city counselor Hans Scharoun immediately looked around for his people: “I’ve looked everywhere for you, where are you? Here we go!” → more

●Article
The “School in the Woods” as a Socio-pedagogical Ideal — Functional Analyses and Photographs by Peterhans

The building theory classes at the Bauhaus focused on imparting a functional understanding of architecture. Building had become a science. As a result, the ADGB Trade Union School was designed logically from the inside out. Walter Peterhans’ photographs of the school images illustrate both the architect’s intentions for the building and the environmental studies conducted by Bauhaus students. → more

●Artist Work
Scenes from the Most Beautiful Campus in Africa — A Film about the Ife Campus

Zvi Efrat, 2019, film stills from the exhibition video projection, 25 min, color, sound, English.
Courtesy of the artist. → more

●Article
The Legacy of Arieh Sharon’s Postcolonial Modernist Architecture at the Obafemi Awolowo University Campus in Ile-Ife Nigeria

The significance of Arieh Sharon’s postcolonial modernist architecture at Obafemi Awolowo University Campus at Ile-Ife is multi-dimensional. Built between 1960 and 1978, at first glance the campus core consists of an ensemble of modernist buildings. In this article Bayo Amole examines some of the physical and conceptual characteristics of the campus master plan and core area design in order to illustrate their significance as examples of postcolonial modernist architecture—identifying the most important aspects of their legacy, which has continued to guide the design of the campus as it has developed over the course of more than a half century. → more

●Article
Bauhaus Modernism and the Nigerian Connection — The Socio-Political Context of Arieh Sharon and the University Of Ife Design

It should be considered “against the run of play” for a Bauhaus-trained Israeli architect such as Arieh Sharon to have been named designer of the post-independence University of Ife. This paper examines how developments in the socio-political context of Nigeria and international politics—including history and policies in the education sector—“constructed” Sharon’s involvement in the University of Ife design and the spread of Bauhaus modernism to tropical architecture. → more

●Article
Nigerian Campus Design — A Juxtaposition of Traditional and Contemporary Architecture

The early to mid-twentieth century saw the International Style and modernism rapidly influence major Nigerian cities and towns, first as a result of colonialism and then independence. Discussing the architecture of two first-generation Nigerian Universities, the University of Ibadan and Obafemi Awolowo University, this article builds upon the established discourse concerning how architects assimilated the International Style into the tropical climate and sociocultural context of Nigeria. → more

●Article
Colonial Architecture in Ile-Ife

The architectural heritage credited to the colonial intervention of the British in Nigeria is a blend of features imported by Europeans accustomed to a temperate climate, mixed with adaptations derived from the principles of modern architecture and concessions to the region’s tropical climate. As such, colonial buildings of this era can be regarded as a hybrid architectural style. → more

●Article
The New Culture School for Arts and Design — Launched in 1995

The New Culture School for Arts and Design in Ibadan, Nigeria has involved the development and construction of a space for creative people working in many different media in order to advance their professional proficiency in the fine arts, theater, music, film, photography, design, writing and more. → more

●Article
Nation Building through Campus Architecture — Israeli Architects Arieh Sharon and Eldar Sharon’s Obafemi Awolowo University (OAU) Campus in Ile-Ife, Nigeria, 1962–1976

The campus of Obafemi Awolowo University (OAU), Ile-Ife, Nigeria, the first phase of which was built between 1962 and 1972, is a fascinating example of modernist architecture in Africa. As a case study of Africa’s assimilation of the modern style, its design is intriguing also due to the fact that it was built by Israeli architect Arieh Sharon (1900–1984), aided by his son, Eldar Sharon (1933–1994). → more

●Article
Beyond Cement and Iron — Contextualizing Israeli Architecture in Africa

My focus on construction and planning is not incidental. These fields played a crucial role in space-shaping processes during the first decades of the Israeli state, as well as in the construction of the territorial identity of its new citizens. Simultaneously, during the 1960s, the modernist construction projects undertaken in African countries post-independence were also evidence of a desire amongst newly independent African nations for postcolonial national unity. → more

●Article
Tropical Architecture / Building Skin

Like the modernist architecture that preceded it, tropical architecture was co-defined with modern bodies and the bodies of the tropics: initially those of colonizers but soon colonized bodies as well. The technologies of tropical architecture, based on a modernist rationalism adapted to tropical climatic conditions, were, in turn, offered as a developmental asset to colonized subjects, especially young people. → more

●Article
A Hot Topic — Tropical Architecture and Its Aftermath

Both the tropical architecture discourse in general and British notions of modernism in particular were embedded in larger discussions on climatic and culturally sensitive approaches to building developed within the International Congresses of Modern Architecture (Congrès International d’Architecture Moderne—CIAM) from the 1950s onward—notions rooted in the hygienic and medical discourses of colonial occupation. → more

●Article
The Extension Buildings of the ADGB Trade Union School in Bernau — Documents of the Formalism Debate in the GDR

The former ADGB Trade Union School is regarded today as an icon of modern architecture. Designed at the Bauhaus under the direction of Hannes Meyer and Hans Wittwer together with the students of architecture, the building ensemble still stands as a paragon of collective work, reform pedagogical ideas and analytic architecture. Less attention has been paid to the extensions to the school, planned 1949–51 by Georg Waterstradt. These buildings stand as a valuable testimony to the vigor of GDR architecture. The “formalism debate” led to a rejection of Bauhaus architecture, and thus, the set of political-architectural principles exemplified by the Trade Union School. → more

●Article
Communistic Functionalist — The Anglophone Reception of Hannes Meyer

Philip Johnson described Hannes Meyer as a “communistic functionalist” whose most notable achievement was to have preceded Ludwig Mies van der Rohe as director of the Bauhaus. The position he assigned to Meyer was reinforced in the Bauhaus Exhibition of 1938 at MoMA. The particular view of the Bauhaus presented at MoMA in 1938 corresponds to the place of Meyer in the historiography of modern architecture in the 1930s, ‘40s, and ‘50s. The view that Meyer’s work allegedly lacked aesthetic interest, rendering it irrelevant to an Anglophone audience. → more

●Article
Selman Selmanagić at the Crossroads of Different Cultures — From Childhood Years in Bosnia to Bauhaus Education and Travels

Selman Selmanagić’s childhood years in Bosnia, on the eve of the First World War, as well as his education in Sarajevo, Ljubljana and at Bauhaus Dessau between the two world wars, together with his work in Palestine and Berlin, shaped his worldview and experience with different cultures and traditions. Throughout his career, he perpetually strove to find contemporary answers for the challenges of the time he was living in. → more

●Article
The “Hungarian Bauhaus” — Sándor Bortnyik’s Bauhaus-Inspired Budapest School Műhely 1928–1938

One of the many Hungarians associated with the Bauhaus, painter and graphic designer Sándor Bortnyik (1893-1976) opened his art and design school, Műhely, in Budapest in 1928 to bring the Bauhaus’s sprit and some of its teaching methods into Hungary. Even if Bortnyik’s school did not have the scope of the Bauhaus, it was an efficient experiment in an independent form of institutionalized education in the field of modern graphic design and typography. → more

●Article
Biology and Educational Models in the Pacific Southern Cone

The Chilean encounter with second-order cybernetics in the early 1970s was an essential part of the modernization project the state had been promoting since the 1920s, a project which also encompasses the 1945 reform of the architecture school. But if one reviews the history of this project with greater care, one can identify the reform of the new art school of 1928, which was the product of a social movement that began after the First World War, and that was able to implement in the main school of art of the country, a “first year of trial” similar to the methodology of the Bauhaus preliminary course, influenced by the trends of the “Active” or “New” school of the time. → more

●Article
For the Faculty of Architecture at METU — Bauhaus was a Promise

“ARCH 101 Basic Design” is the title of the introductory course offered to the first-year students in the METU Faculty of Architecture (Middle East Technical University, Ankara). Since the establishment of the school, this course has been conducted with a very strong Bauhaus impact. → more

●Article
From Social Democratic Experiment to Postwar Avant-Gardism — Asger Jorn and the International Movement for an Imaginist Bauhaus

The project bauhaus imaginista would be negligent if it did not address the artist group referenced by its title, the Mouvement Internationale pour un Bauhaus Imaginiste (International Movement for an Imaginist Bauhaus, or IMIB), founded in 1953 by Danish artist Asger Jorn together with a handful of French and Italian colleagues. Many of the theoretical and artistic positions advocated by the IMIB were developed dialectically in response both to the historical Bauhaus and the reconstitution of a Bauhaus-inspired pedagogical program at the Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm. → more

●Translation
Letter from Asger Jorn to Max Bill — February 12, 1954

Asger Jorn read of Max Bill’s plans for the new Hochschule für Gestaltung in Ulm (HfG), a school modeled after the Bauhaus, in the British Architects’ Yearbook 1953, where Bill had placed a promotional article to attract prospective students and teachers. Excited by the possibility of participating in a new democratic pedagogical experiment and in pursuing his interest in fusing art and architecture, he wrote to Bill, inquiring about the role of art at Ulm and expressing his desire to secure a teaching position.

This is a translation of one of the letters Jorn send to Bill. → more

+ Add this text to your collection!