Im Bau der Bundesschule für den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) in Bernau-Waldfrieden, unweit von Berlin, konnte Hannes Meyer – Schweizer Architekt und zweiter Direktor des Bauhauses – erstmalig seine Idealvorstellung davon umsetzen, wie ein modernes Bauwerk geplant und gebaut werden sollte. Noch vor seiner Berufung zum Direktor hatte Meyer mit seinen Entwürfen den Auftrag an Land gezogen. Um dem Bauvorhaben näher zu sein als von Dessau aus möglich gewesen wäre, richtete Meyer ein Baubüro in Berlin ein. Seine Mitarbeiter waren neben Hans Wittwer, der 1927 mit Meyer zur Gründung einer Baulehre von Gropius ans Bauhaus berufen wurde und vor dieser Zeit mit Meyer gemeinsam in der Schweiz als Architekt gearbeitet hatte, zahlreiche Studenten der Bauhaus-Baulehre, deren präzise Aufgaben es noch bis heute aufzuschlüsseln gilt. Unter ihnen waren Arieh Sharon (Bauzeichner, Bauleiter der Lehrerhäuser), Antonin Urban (Bauzeichner), Hermann Bunzel (Bauleiter Bundesschule), Edmund Collein, Philipp Tolziner, Lotte Beese, Konrad Püschel und Wera Meyer-Waldeck (Innenausstattung). Unter Meyer verstand man sich als Kollektiv, in dem nicht der Einzelne namentlich oder mit seiner Arbeit in Erscheinung trat, sondern ein Projekt gemeinschaftlich geplant und umgesetzt wurde.
Mit den oft zitierten „vertikalen Brigaden“, bei denen es primär um die Einbeziehung von Bauhaus-Studierenden aus allen Werkstätten der Schule ging, erzielte Meyer mit seinen Mitarbeitern aus allen möglichen Bauhauswerkstätten (Baulehre, Tischlerei, Weberei, Metallwerkstatt) optimale Ausgewogenheit und Überdenkung des Projektes aus unterschiedlichen Perspektiven. Eine ganzheitliche Planung ohne jegliche Unterschiede zwischen Meistern und Studierenden, Bauleitern und Handwerkern. Mit diesem Verständnis kam Hannes Meyer der Auftrag zum Bau der Bundesschule des ADGB zupass, denn der Anspruch des Auftraggebers an den Architekten war primär sozialpädagogisch geprägt. Es war seine Aufgabe, den demokratischen Aufbau der Gewerkschaft an sich bauplanerisch umzusetzen und den Gewerkschaftern, die sich hier für ein bis zwei Monate zur Fortbildung aufhalten würden, den höchsten Nutzen an Bildung und Erholung zu verschaffen. Das Baugrundstück – ein Waldstück im Bernauer Forst – schien in seiner Abgeschiedenheit aber in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt ideal für dieses Vorhaben.