Die städtebauliche Gestaltung des Komplexes für 2.100 männliche und 900 weibliche Studenten wurde in vier Teile um eine angelegte Seenlandschaft konzipiert. Der akademische Campus der Universität lag im Süden und drei Wohnanlagen für Studenten und Mitarbeiter im nördlichen Abschnitt. Jedes der drei Wohnquartiere hatte seine eigene Kapelle: eine für die Methodisten, eine für die Presbyterianer und eine für die Episkopalier. Später erläuterten die Architekten die städtebauliche Gestaltung und das Ausmaß der Gebäude wie folgt: „(…) and with the Chinese propensity for walking, the site plan is composed of low buildings wrapped around an artificial lake.“33
Die Skizzen zeigen den architektonischen Ansatz mit dem überdachten Gang als Grundstrukturelement, um einen Rahmen für den Raum zu schaffen, der mit zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden verbunden und ausgefüllt wurde. Die Pavillons in den Skizzen haben fast Mies’schen Charakter, reduziert auf eine Skelettkonstruktion mit teilweise leicht geneigten und teilweise flachen Dächern. Vor allem in den Skizzen von I. M. Pei erinnert der architektonische Charakter der einzelnen Gebäude an den Campus des Illinois Institute of Technology,34 der von Mies van der Rohe in Chicago entworfen wurde, während sich die städtebauliche Gruppierung in der Landschaft offensichtlich auf abstrahierte Beispiele traditioneller chinesischer Vorbilder um Höfe bezieht. Die oben erwähnte Aussage von Pei, er habe die Ästhetik von Mies mehr als die von Gropius bewundert, ist hier deutlich sichtbar. Später reduzierte Pei seinen Einfluss auf das Projekt mit der Aussage: „Meine Aufgabe war es, die Zeichnungen anzufertigen, aber ich hatte keine wirklich kreative Funktion.“35 Die herausragende räumliche Ordnung der Landschaft und die Skelettstruktur der Gebäude erzählen jedoch eine andere Geschichte. Im Entwurf wird die künstlich angelegte Landschaft von Gehwegen eingerahmt und kleine Höfe werden in die größeren öffentlichen Gebäude wie die Bibliothek integriert.
1948 wechselte I. M. Pei von Harvard zur Firma von William Zeckendorf in New York. Neben seiner Zusammenarbeit mit Zeckendorf arbeitete Pei jedoch offensichtlich weiter freiberuflich für das Hua Tung-Projekt. In einem Brief schrieb er im Oktober 1948 an Gropius: „Several weeks ago, I paid Dr. McMullen of the Chinese Xi’an Colleges a visit. Our Hua Tung-Project was still being exhibited and the plastic cover of the model looks very good indeed. (…) Dr. McMullen told me that he expects to have a board meeting on Hua Tung soon. I promised him to be present at the meeting to explain the project.“36 Gropius antwortete am nächsten Tag, dass TAC noch an weiteren Zeichnungen für ein Treffen mit Robert J. McMullen37 im Dezember in Princeton arbeite.38 Das Projekt endete Ende 1948 oder Anfang 1949, als deutlich wurde, dass der Bürgerkrieg zwischen Kommunisten und der republikanischen Regierung zugunsten der ersten ausgehen würde. In den frühen 1950er Jahren zwang die chinesische Regierung ausländische Missionseinrichtungen ihre Aktivitäten einzustellen und das Land zu verlassen.
In der westlichen Kritik wurde der signifikante Charakter des Plans für die Hua Tung Universität anerkannt und man äußerte sein Bedauern darüber, dass der Campus nicht gebaut wurde: „The site plan is magnificently worked out in terms of shape and space relations. There is a lightness and airiness about the whole that has a Chinese flavour, and this is achieved without resorting to ancient material or form."39