Gertrud Arndt war ein großer Fan von Festen. Ihr letzter, sehnlichster Wunsch war es, dass Freunde und Verwandte nach ihrem Tod ein fröhliches Bauhausfest feiern sollten.1 Sie liebte den Karneval und liebte es sich in Kostüme zu hüllen und zu verwandeln.2 Ihrer Leidenschaft konnte sie am Bauhaus ausgiebig nachgehen – mit ihrer Freundin Otti Berger, die einen ganzen Koffer voller Tücher und Accessoires besaß, aber auch zu den regelmäßigen Bauhausfesten, die beinahe institutionalisiert zum Schulbetrieb gehörten. Das Bauhaus-Manifest schloss Walter Gropius 1919 unter dem Punkt „Grundsätze des Bauhauses“ mit den Worten: „Pflege freundschaftlichen Verkehrs zwischen Meistern und Studierenden außerhalb der Arbeit; dabei Theater, Vorträge, Dichtkunst, Musik, Kostümfeste.“3 Man feierte das Laternenfest, das Drachenfest, das Bart-Nasen-Herzens-Fest, das Weiße Fest, das Metallische Fest … Zusätzlich zu diesen großen Festen, bei denen sich die Bauhäusler erst in Weimar und später in Dessau ganz nach eigenem Belieben mit einfachsten Mitteln verwandelten (Marianne Brandt benutzte für ihre Verkleidung zum Metallischen Fest beispielsweise eine Teekugel als Kette und einen Metallteller als Kopfschmuck zur perfekten Verwandlung in eine moderne Metall-Amazone) wurde jeden Monat ein Maskenball veranstaltet, angeregt durch die um 1906 von dem Bildhauer Adolph Brütt initiierten Maskenbälle an der Weimarer Kunsthochschule.4
Dem Spieltrieb der Bauhäusler wurde hierbei freien Lauf gelassen – ein wesentlicher Unterrichtsbestandteil auch der Vorkurse und der Bühnenwerkstatt am Bauhaus. Oftmals bereitete man in allen Werkstätten wochenlang die großen Feste vor, die nicht nur dazu bestimmt waren, Querelen unter Studierenden und Meistern beim wilden Tanz in Luft verpuffen zu lassen, sondern auch die Kontaktaufnahme nach außen zu den Bürgern außerhalb des Bauhauses. Bald schon erreichten die Feste Ruhm über die Mauern des Bauhauses hinaus und so wurden auch Feste auf der Burg Giebichenstein in Halle oder in Berlin gefeiert, mit allem Drum und Dran: Kostümen, Dekoration, lauter Musik, Tanz und Fotos.5 Das maskenhafte Kostümieren gehörte quasi untrennbar zum Bauhaus dazu. Auch Gertrud Arndt und Anni und Josef Albers ließen sich von diesem Virus infizieren. Nur gingen die Kostümierungen zu den Festen am Bauhaus und – was die Albers’ angeht – danach auch am Black Mountain College in ihren Maskenfotos über das pure Partyvergnügen und über die Zeit am Bauhaus hinaus.