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●Edition 3: Moving Away
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Die Sozialisierung des Wissens und das Streben nach Deutungsmacht

Lena Bergners Transfer der Isotype nach Mexiko

Karte der mexikanischen Republik von Lena Meyer-Bergner mit Bildstatistiken;
erste Ausstellung des Nationalen Schulbaukomitees 1945 im „Palacio des Bella Artes”;
Stiftung Bauhaus Dessau, NL Lena Meyer-Bergner, Inv.-Nr. I 7730 F.

Lena Bergner (1906–1981) ist zu Unrecht eine Unbekannte im Bereich der neuen, sich visuell organisierenden globalen Medienkultur und ihrer Synthese mit soziologischen und städtebaulichen Entwicklungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Charakterisiert wird Bergner normalerweise als am Bauhaus ausgebildete Textilgestalterin. Die meiste Zeit ihres zehnjährigen Aufenthalts im mexikanischen Exil (1939–1949) widmete sie sich allerdings der grafischen Gestaltung. Diese Projekte, die sie zusammen mit ihrem Mann Hannes Meyer realisierte, drehten sich fast ausschließlich um antifaschistische Politik, wie ihr Engagement für die Taller de Gráfica Popular (Werkstatt der Volksgrafiker) oder Propaganda zugunsten der Sowjetunion. Eine Ausnahme und deutliche Abgrenzung zu dieser populistischen, politisch aufgeladenen Arbeit mit zum Teil regressiven antitechnologischen Druckmedien sind ihre weitestgehend unbekannten Leistungen im Bereich der visuellen Kommunikation für das mexikanische Schulbaukomitee. Hier verwendete Bergner ein ganz anderes – fortschrittliches – Medium: die „Wiener Methode der Bildstatistik“ (Isotype), die der österreichische Nationalökonom Otto Neurath (1881–1945) in den Zwischenkriegsjahren zur Reform der Gesellschaft entwickelte. Es handelt sich um ein visuelles Hilfsmittel zur Wissensvermittlung, bei dem abstrakte, grafische Elemente kombiniert werden. Der Beitrag befasst sich mit diesem Ausnahmefall und erörtert den Transfer der Isotype von Europa nach Mexiko am Beispiel von Bergner und ihren möglichen Berührungspunkten mit Neuraths bildpädagogischen Methode. Dabei geht es vor allem um die Frage, wie sich die Isotype von propagandistischen visuellen Kommunikationsformen abgrenzt.

Nach der mexikanischen Revolution (1910–1924) prägte der langwierige Kampf um Demokratie, Fortschritt und soziale Gerechtigkeit die neue Politik des jungen mexikanischen Staates. Auf die hohe Analphabetenrate reagierte diese Politik jedoch zunächst verhalten. Noch um 1940 konnte etwa die Hälfte der erwachsenen Mexikaner weder lesen noch schreiben.1 Im Jahr 1944 waren von über fünf Millionen schulpflichtigen Kindern gerade einmal 2.765.000 zur Primarschule eingeschrieben; für alle anderen gab es keine Unterrichtsmöglichkeiten.2 Zur Förderung des Schulbaus richtete der damalige Präsident Manuel Ávila Camacho im Februar 1944 ein staatliches Schulbaukomitee ein und beschloss ein Schulbauprogramm, dessen erster Bericht drei Jahre später erscheinen sollte.3 In dem mehr als 420 Seiten umfassenden Report stechen Bergners Bildstatistiken zur Visualisierung der Schulsituation in den Bundesstaaten hervor. Sie lassen auf ihre Vertrautheit mit Neuraths bildpädagogischer Methodenarbeit schließen, mit der sie in ganz verschiedenen Situationen und geopolitischen Kontexten in Kontakt gekommen sein kann.

Am Bauhaus, wo Bergner von 1926 bis 1929 studierte, wurde sie nicht nur in der Webereiklasse ausgebildet. Eine Besonderheit ihres Studiums war dessen Ausweitung auf die Reklamewerkstatt und auf technische Fächer: Im ersten Studienjahr besuchte sie den Kurs „Schrift“ bei Joost Schmidt sowie den Unterricht zur Darstellenden Geometrie bei Friedrich Köhn (Dipl. Ing.) und im Fachzeichnen bei Karl Fieger (Architekt). Neben ihrer Ausbildung in neuen visuellen Darstellungstechniken und der Gebrauchsgrafik ist es zudem wahrscheinlich, dass Bergner bereits am Bauhaus ihre Bekanntschaft mit der „Wiener Methode der Bildstatistik“ (Isotype) machte. Dieses neuartige Bildsprachesystem zur Darstellung sozialer und ökonomischer Mechanismen geht auf Otto Neurath zurück.

Neurath leitete von 1924 bis 1934 das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum in Wien. Der weite Umfang dieser Institution gab ihm die Möglichkeit, die „Wiener Methode der Bildstatistik“ in verschiedenen Auftragsarbeiten zu entwickeln. Zu seiner Unterstützung engagierte er ab 1925 Marie Reidemeister und ab 1929 Gerd Arntz als Chefgrafiker. Nachdem Neurath noch vor dem Ersten Weltkrieg auf einer Studienreise in die Balkanländer eine Analphabetenrate von 60 Prozent beobachtet hatte, war für ihn die Überwindung der Kluft zwischen Gebildeten und Ungebildeten zu einem Problem geworden, das er mit der Bildstatistik lösen wollte. Sein Ziel bestand in der Kreation von Piktogramm-ähnlichen Grafiken als Zähleinheiten für soziale Zusammenhänge, die auch Menschen mit mangelnder Lesekompetenz vermittelt werden konnten. Zudem wollte Neurath die Distanz zwischen Völkern und Sprachgruppen verringern – ein Ziel, das sich auf Versuche des Wiener Kreises stützte, standardisierte Ausdrücke zu formulieren, die kulturübergreifend funktionierten. Auf Einladung von Hannes Meyer, dem linksorientierten Nachfolger von Walter Gropius, referierte Neurath am 27. Mai 1929 am Bauhaus zu „Bildstatistik und Gegenwart“.4

Neurath war überzeugt, dass es auf Basis von technischen Innovationen möglich sei, die Lebensform zu ändern. Die Verpflichtung auf die Technik war aber kein spezifisch linksgerichtetes Phänomen.5 Bereits mit der Ausrichtung des Bauhauses auf die industrielle Produktion ab circa 1923, als Gropius ihre Einheit mit der Kunst postulierte, wurde die Technik als bestimmende Kraft der Zeit anerkannt. Meyer demontierte diese Einheit allerdings, um den Technik-Begriff um eine soziale Kompetenz im Sinne einer Methode zu erweitern. Mit diesem Begriffsverständnis war die Übereinstimmung mit Neurath eklatant: Beide teilten die Auffassung, dass der Gestalter eine technische soziale Funktion haben sollte. Neurath bezeichnete diesen Gestalter-Typus als Gesellschaftstechniker. Er sollte, wie der mechanische Techniker, auf die Umgestaltung der Welt durch wissenschaftliche Arbeit abzielen – und zwar durch die systematische Analyse moderner Statistik. Meyer formulierte diesen Gedanken analog: „bauen ist kein ästhetischer prozeß[…] das funktionelle diagramm und das ökonomische programm sind die ausschlaggebenden richtlinien des bauvorhabens.[…] bauen ist nur organisation: soziale, technische, ökonomische, psychische organisation.“6 Wie Meyer das „bauen“ betrachtete Neurath die Bildstatistik als Teil eines gesamtgesellschaftlichen Prozesses. Die Verwendung von universellen Kommunikationsformen würde helfen, diese Gesellschaft aufzubauen, wobei die Gemeinsamkeit zwischen Neurath und Meyer in der Forderung bestand, das Leben auf Grundlage moderner wissenschaftlicher Prinzipien zu reformieren, anstatt etwa auf anthroposophischen, nationalistischen, völkischen oder nazistischen Maximen. Es ist naheliegend, dass Bergner Neuraths Vorlesung zur Bildstatistik gehört hatte. Nach einem Praxissemester in der Färbereischule in Sorau im Winter 1928/1929 war sie seit April 1929 wieder am Bauhaus, wo sie die Leitung der Färberei in der Textilwerkstatt übernommen hatte.

Auch nach ihrem Studium gibt es Konstellationen, wie Bergner mit Neuraths Bildpädagogik in Berührung gekommen sein kann. Im Frühjahr 1931 schloss sie sich in Moskau der „Roten Bauhaus-Brigade“ an und begann in der damals größten Möbelstofffabrik der Sowjetunion eine Arbeit als Textilgestalterin. Auch Neurath ging 1931 nach Moskau. Er beteiligte sich dort am Aufbau eines neuen Instituts für Bildstatistik (Isostat), das auf Initiative der „Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der geistigen und wirtschaftlichen Beziehungen mit der UdSSR“ gegründet wurde.7 Unterstützt von einem Expertenteam aus Wien verpflichtete er sich, bis 1934 zwei Monate pro Jahr sowjetische Zeichner und Linolschneider auszubilden. Nicht zuletzt da Bergner Teil des westeuropäischen Exilnetzwerks war, ist es naheliegend, dass sie über Neuraths bildpädagogische Methodenarbeit in der Sowjetunion in Kenntnis war, wenn der direkte Kontakt zwischen beiden auch unwahrscheinlich und nicht belegt ist.

Bildstatistik (Isotype) Lena Meyer-Bergner, Memorandum Comité Administrador del Programa Federal de Construcción de Escueles (CAPFCE) 1944–1946, hier S. 77, Campeche; © Hannes Meyer-Archiv, Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main, Inv.-Nr. 164-801-009.

Hannes Meyer und Lena Meyer-Bergner in Mexiko, Archivo General de la Nacion de México.

Gerd Arntz, ca. 1930.

Bildstatistik aus dem Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum Wien: Tätigkeitsbericht Berufsberatungsamt der Stadt Wien, 1929, S. 24.

Denkbar ist auch, dass Bergners Interesse an Neuraths Arbeit im sowjetischen Exil durch Meyers Verbindung zu Neurath begünstigt wurde. Im Jahr ihrer Ankunft in der Sowjetunion hatte sie Meyer geheiratet, der dort seit 1930 die pro-sowjetische Gruppe ehemaliger Bauhäusler anführte. Meyers und Neuraths Berührungspunkt in der UdSSR basierte wiederum auf ihrer Beteiligung an der CIAM („Congrès Internationaux d’Architecture Moderne“), einer Organisation, die sich zwischen 1928 und 1959 als Interessengruppe für Architekten und Stadtplaner in Kongressen manifestierte, die aber auch zwischen diesen Kongressen als Institution, vor allem von Zürich aus geleitet, funktionierte. Meyer war CIAM-Gründungsmitglied und gehörte zur Schweizer Delegation, welche die größte nationale Gruppe der CIAM stellte. Am vierten Kongress im Sommer 1933, der die sogenannte funktionelle Stadt behandelte, nahmen auch Neurath und seine Assistentin Marie Reidemeister teil. Meyer war indessen nicht vertreten. Er befand sich in der UdSSR, wo der Kongress ursprünglich stattfinden sollte. Realisiert wurde die CIAM IV stattdessen auf dem griechischen Mittelmeer-Kreuzfahrtschiff SS Patris II. Auch wenn die Führung der CIAM für das Scheitern in Moskau mitverantwortlich war, handelte es sich in erster Linie um das Ergebnis der Machtpolitik Stalins. Nachdem innersowjetische Debatten über den richtigen Weg zur Industrialisierung und Modernisierung der UdSSR zeitlich mit dem Kongress zusammenfielen, nutzte Stalin die Architektur und den Städtebau – und konkret die Absage des Kongresses – um seine Herrschaft zu legitimieren.8

Die CIAM bemühte sich ihrerseits ebenfalls um die Legitimation ihre Macht und Neuraths Teilnahme am vierten Kongress fällt fraglos unter dieses Register.9 Für die CIAM-Logik war die Bildstatistik als visuelles Hilfsmittel wichtig, da mit ihr Vergleichbarkeit hergestellt werden konnte und sich ein Deutungsanspruch mit ihr verknüpft. Nicht wenige Delegierte hatten ihre analytischen Karten für den Kongress bereits entsprechend der Wiener Methode vorbereitet, wobei Neuraths Regeln unterschiedlich gut umgesetzt wurden.10 In seinem Vortrag am 4. August zum Thema „L’urbanisme et le lotissement du sol en représentation optique d’après la méthode viennoise“ (Stadtentwicklung und Siedlungsbau als visuelle Repräsentation nach der Wiener Methode) erläuterte Neurath, wie die Bildstatistik dazu dienen konnte, die funktionellen Vorstellungen der Stadt, insbesondere ihre Aufteilung in die Bestandteile Wohnen, Verkehr, Arbeit und Freizeit, zu diskutieren.11 Ausschlaggebend ist, dass diese funktionale Aufteilung in einer geradezu wissenschaftlichen Manier vollzogen werden konnte, so dass es möglich war, aus bestimmten Grundprinzipien die gleichen Funktionen für alle Städte auf der ganzen Welt zu erarbeiten. Daraus folgt, dass man Städte vergleichen wollte – ein Aspekt, der mit Neuraths Interesse an Internationalisierung zusammenfiel – mit Stalins Streben nach nationaler Hegemonie indessen im Widerspruch stand. Für Stalin hatte Stadtplanung keinen Nutzen, wenn sie nicht auf ideologischen Werten beruhte: Die Stadt sollte das Leben im Sozialismus repräsentieren und die funktionale Stadt hatte wenig zur Schaffung einer solchen Stadt beizutragen.12 Stalin lehnte sich gegen das Ideal einer Stadt nach Maßstäben der Vergleichbarkeit und der Internationalisierung und implizit gegen die Bildstatistik gemäß Neuraths Prinzipien.

Otto Neurath mit Alvar Aalto (Mitte) und László Moholy-Nagy auf der SS Patris II, CIAM IV, August 1933; Papers of Cornelis van Eesteren, The Netherlands Architecture Institute (NAI).

Dabei hatte die UdSSR ursprünglich nach außen hin das Image eines Landes etabliert, in dem sich der Wunsch nach Internationalisierung mit dem nach Wissenschaftlichkeit verknüpft, und durch diese Außendarstellung bis in die 1930er-Jahre westliche Experten, zu denen Neurath und Bergner gehörten, angezogen. Auszurichten hatten diese Spezialisten ihre Arbeit aber an den nationalen Interessen – an Stalins Propaganda- und Repressionsapparat, der innerhalb des Landes massive Zwangsmaßnahmen durchsetzte und jede Opposition gegen die Parteilinie exterminierte. Bergner stellte ihr Schaffen als Textilspezialistin in den Dienst der Umsetzung der ersten beiden Fünfjahrespläne und der Propaganda, so dass ihre Textilentwürfe politische Thesen, Motive der Roten Armee und dekorative folkloristische Designs für Möbelstoffe zeigen. Auch das dem Zentralen Exekutivkomitee der UdSSR unterstellte Isostat-Institut war zum Zweck der Umsetzung der sowjetischen Planwirtschaft gegründet worden. Die Nutzung der Bildstatistik für planwirtschaftliche Aufgaben war für sich genommen nichts, was Neurath widerstrebte – im Gegenteil: bereits 1926 erklärte er: „Statistik ist Notwendigkeit für planmäßige Wirtschaft, daher ist Statistik Sache des sozialistischen Proletariats!“13 Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass in den bildstatistischen Bänden des Instituts idealisierte Darstellungen der Ergebnisse des ersten Fünfjahresplans abgedruckt wurden und dass auch die prognostische Fortschreibung der ökonomischen und sozialen Tendenzen für den zweiten Fünfjahresplan nicht nach wissenschaftlicher Maßgabe erfolgt war. Gerd Arntz, der mehrmals in Moskau als Ausbilder tätig war, berichtete, dass die Statistiken bei Isostat vorgegeben wurden, während es am Wiener Museum eine eigene Abteilung zur Ermittlung der Datengrundlage gab.14 Stalin nutzte die Bildstatistik nicht nur als planwirtschaftliches Instrumentarium zur Legitimation seines autokratischen Systems, sondern auch als massenwirksames Propagandamittel in Zeitschriften, Ausstellungen und Bahnhöfen, wo sie politisch aufgeladen und mit Auszügen von Parteitagsbeschlüssen und Zitaten Stalins kombiniert wurden.15 Ohne Frage handelte es sich hier um einen verklärenden propagandistischen Missbrauch der Bildstatistik, der aus Stalins nationalem Hegemoniestreben resultierte.

Sein Ziel, die Informations- und Wissensvermittlung zu internationalisieren, verwirklichte Neurath außerhalb der UdSSR. Er förderte Gründungen von Institutionen mit ähnlichen Zielsetzungen (etwa den Aufbau des Mundaneums in Brüssel mit einer Zweigstelle in Wien), etablierte Niederlassungen seines Wiener Museums in Den Haag, Prag, Berlin, Amsterdam, London und New York und organisierte 1932 die Bewegung „International Unity of Science“, wobei er die „Wiener Methode der Bildstatistik“ in „International System of Typographic Picture Education“ (Isotype) umbenannte. Im selben Jahr gründete er die „International Foundation for Visual Education“, ebenfalls mit Geschäftsstellen in mehreren europäischen Hauptstädten. Anfang 1937 reiste Neurath nach Mexiko-Stadt, um am neu gegründeten Museum für Wissenschaft und Industrie sechs Wochen lang mexikanische Mitarbeiter mit der Isotype-Methode vertraut zu machen.16 Ob und wie die Bildstatistik in diesem Museum Verwendung fand und ob Bergner eine entsprechende Schau besuchte, ist nicht überliefert.

„Millionen berufstätige Frauen wurden kultiviert worden. Die UdSSR ist ein Land der Frauengleichstellung, Bildstatistik des Isostat Institut, 1938; GPIB Collection.

Erste Ausstellung des Nationalen Schulbaukomitees 1945 im Palacio des Bella Artes; Stiftung Bauhaus Dessau, NL Lena Meyer-Bergner, Inv.-Nr. I 7726 F.

Belegen lässt sich hingegen die Verwendung von Neuraths grafischen Methoden acht Jahre später im Rahmen der ersten Ausstellung des nationalen Schulbaukomitees, „Exposición Anual del Programa Federal de Construcción de Escuelas“, die von Hannes Meyer organisiert und am 21. August 1945 im Palacio de Bellas Artes eröffnet wurde. Im Mittelpunkt der Schau stand eine von Lena Bergner erstellte großformatige Karte der mexikanischen Republik. Anders als im unveröffentlichten Dreijahresreport des Bundeschulbaukomitees verwendete Meyer-Bergner auf der Karte noch keine Bildzeichen. Nichtsdestotrotz entspricht die Organisation der Informationen dem methodischen Vorgehen Neuraths. Für jeden Bundesstaat notieren die Grafiken in zwei Abschnitten, wie viele Schulen im Jahr 1945 existierten und wie viele Schulen bis 1946 noch gebaut werden sollten. Der Report, der zwei Jahre später erscheinen sollte, stellt zusätzlich die jeweiligen Schulpopulationen dar, ebenfalls in Gegenüberstellung von aktuellen und zukünftigen Schülerzahlen. Bemerkenswert ist, wie Bergner mit dem Wechsel von weiblichen und männlichen Figuren die Gleichstellung der Geschlechter zum Ausdruck bringt. Wie bei den Bildstatistiken nach Neurath macht sie Angaben zur Rückrechnung der Symbole in Mengenangaben, etwa „cada simbolo = 50 alumnos“ (jedes Symbol = 50 Schüler).

Hannes Meyer (rechts), Musterschulzimmer in Naturgröße, erste Ausstellung des Nationalen Schulbaukomitees 1945 im Palacio des Bella Artes; © Hannes Meyer-Archiv, Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main, Inv.-Nr. 164-620-001.

Karte mit Bildstatistiken, Lena Meyer-Bergner; Archivo de Arquitectos Mexicanos, Facultad de Arquitectura UNAM, Fondo Enrique Yamez y Fuentes.

Bildstatistik (Isotype) Lena Meyer-Bergner, Memorandum CAPFCE 1944–1946, S. 97 (Ausschnitt), Coahuila; © Hannes Meyer-Archiv, Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main, Inv.-Nr. 164-801-009.

Am Wiener Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum waren für die Umrechnung der statistischen Daten spezielle Assistenten verantwortlich. Wie diese sogenannten „Transformatoren“ nutzte Bergner nicht nur die Vervielfachung, sondern auch die Halbierung der Piktogramme, um die Daten adäquat abzubilden. Durch die strenge Standardisierung konnten die Informationen für die einzelnen Staaten leicht verglichen werden, womit entwicklungsschwache Regionen sofort sichtbar waren. Vor allem konnte die Situation zum Schulbau in Mexiko anhand Bergners Bildstatistiken genau jener Bevölkerungsgruppe vermittelt werden, die von der hohen Analphabetenrate betroffen war. Gegen Ende des Jahres überführte Meyer die Exposición in eine Wanderausstellung, woraufhin sie bundesweit gezeigt werden sollte; realisiert wurde das letztendlich nur in Monterrey, Nuevo León.17

Bis 1946 beteiligte sich Bergner in Mexiko an weiteren Wanderausstellungen, von denen 18 der Propaganda der sowjetischen Kultur galten.18 Ihr Beitrag für das Schulbaukomitee steht im Kontrast dazu. Mit ihrer bildpädagogischen Arbeit knüpfte Bergner an die Bestrebungen der Vereinfachung der Wissensvermittlung zu Beginn des 20. Jahrhunderts an, die sich als Reaktion darauf verstehen, dass im 19. Jahrhundert mit dem explodierenden Informationsaufkommen die mediale Kommunikation – und davon nicht unabhängig auch gesellschaftliche Prozesse – immer unübersichtlicher geworden waren. Sie war diesbezüglich Teil einer auf Internationalisierung und Vergleichbarkeit aufbauenden visuellen Kommunikationskultur, die in der Vorzeit der Periode faschistischer und totalitärer Systeme ihren Anfang genommen hatte.

Skuravy, Assistent von Neurath am Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum Wien, ca. 1930.

●Footnotes
  • 1 Hannes Meyer: „Schulbau in Mexiko“, in: Bauen und Wohnen, Nr. 1, 1951, S. 10.
  • 2 Hannes Meyer: „Vom Schulbauwesen in Mexiko“, 15.2.1950, 11-seitiges Manuskript, DAM, NL Hannes Meyer, Inv.-Nr. 164-202-014.
  • 3  Unveröffentlichte, unvollständige Blattsammlung (ungebunden, geklammert): Memoria de la Primera Planeación de la República Mexicana. 1944 1945 1946, Auftraggeber: Comité Adminstrador del Programa Federal de Construcción de Escuelas, Mexiko, DAM, NL Hannes Meyer, Inv.-Nr. 164-801-009.  Unveröffentlichte, unvollständige Blattsammlung (ungebunden, geklammert): Memoria de la Primera Planeación de la República Mexicana. 1944 1945 1946, Auftraggeber: Comité Adminstrador del Programa Federal de Construcción de Escuelas, Mexiko, DAM, NL Hannes Meyer, Inv.-Nr. 164-801-009.
  • 4 Günther Sandner: Otto Neurath. Eine politische Biographie, Zsolnay, Wien 2014, S. 195.
  • 5 Vgl. Peter Galison: „Die Gastlehrer des Wiener Kreises: Rudolph Carnap, Herbert Feigl, Otto Neurath, Hans Reichenbach“, in: Philipp Oswalt (Hrsg.): Hannes Meyers neue Bauhauslehre. Von Dessau bis Mexiko, Birkhäuser, Basel 2019, S. 346.
  • 6 Hannes Meyer: „bauen“, in: bauhaus, Zeitschrift für Gestaltung, Dessau, Jg. 2, Nr. 4, 1928, S. 2, abgedruckt in Lena Bergner: Bauen und Gesellschaft: Schriften, Briefe, Projekte. Hannes Meyer, Verlag der Kunst, Dresden 1980, S. 47–49.
  • 7 Vgl. Julia Köstenberger: „Otto Neurath und die Sowjetunion“, in: Linder Erker et al. (Hrsg.): Update! Perspektiven der Zeitgeschichte, Studienverlag, Innsbruck 2012, S. 104. Laut Köstenberger spielte die Vermittlungstätigkeit der sowjetischen „Allunionsgesellschaft für kulturelle Verbindungen mit dem Ausland“ (VOKS) beim Zustandekommen dieser österreichisch-sowjetischen Kooperation ebenfalls eine Rolle.
  • 8 Zur Geschichte der Vorbereitung und des anschließenden Scheiterns des vierten CIAM-Kongresses in Moskau siehe Thomas Flierl: „Der CIAM-Protest: Von Moskau zur Patris II (1932)“, in: Marion von Osten und Grant Watson (Hrsg.): bauhaus imaginista, Scheidegger & Spiess, Zürich 2019, S. 194–201; sowie Thomas Flierl: „The 4th CIAM Congress in Moscow. Preparation and Failure (1928–1933)“, in: Quaestio Rossica, Jg. 4, Nr. 3, 2016, S. 19–34. Flierl erläutert, dass in der Abfolge der Ereignisse sich Stalins Zurückweisung der CIAM als Reaktion auf deren Protest gegen das Ergebnis des Wettbewerbs für den Palast der Sowjets versteht. In der Perspektive der CIAM bedeutete die Absage wiederum einen Wendepunkt für die Organisation, indem die CIAM-Mitglieder, die sich in der Sowjetunion aufhielten – neben Meyer gehörten Mart Stam und Hans Schmidt dazu – in die Defensive gerieten.
  • 9 Enrico Chapel legt nahe, dass Neuraths Einladung zur Teilnahme an der CIAM IV der gegenseitigen Legitimation dienen sollte – der Architekten auf der einen und Wissenschaftsphilosophen auf der anderen Seite; vgl. Enrico Chapel: „Otto Neurath and the CIAM. The International Pictorial Language as a Notation System for Town Planning“, in: Elisabeth Nemeth und Friedrich Stadler (Hrsg.): Encyclopedia and Utopia: The Life and Work of Otto Neurath (1882–1945), Kluwer Academic, Dordrecht 1996, S. 176.
  • 10 Nadar Vossoughian: Otto Neurath. The Language of the Global Polis, NAi Publishers, Rotterdam 2011, S. 123.
  • 11 Eric Mumford: The CIAM Discourse on Urbanism, 1928–1960, The MIT Press, Cambridge/MA 2000, S. 84.
  • 12 Flierl 2016, S. 21.
  • 13 Otto Neurath: „Statistik und Proletariat“, in: Kulturwille, Jg. 4, Nr. 9, 1926, S. 186, in: Rudolf Haller und Robin Kinross (Hrsg.): Gesammelte bildpädagogische Schriften, S. Hölder-Pichler-Tempsky, Wien 1991, S. 78–84, hier S. 78.
  • 14 Gerd Arntz: „Der Ludergeruch der Revolution“, in: Ästhetik und Kommunikation, Jg. 7, Nr. 29, 1977, S. 4–19, hier S. 12.
  • 15 Köstenberger 2012, S. 105.
  • 16 Sandner 2014, S. 244.
  • 17 Hannes Meyer an Kay Adams am 18.11.1945, DAM Frankfurt a.M.: NL LMB: Abschrift Korrespondenz mit K.B. Adams, Inv.-Nr. 164-901-001; Hannes Meyer, Manuskript: Analyse der Situation in Mexiko, o.D., DAM Frankfurt a.M.: NL HM, Inv.-Nr. 164-201-075.
  • 18 Zu Meyers und Bergners Ausstellungsarbeit für die UdSSR aber auch gegen den Nazi-Terror in Europa siehe Raquel Franklin: „Of Art and Politics. Hannes Meyer and the Workshop of Popular Graphics“, in: bauhaus imaginista: Online Journal, Edition 2, Learning From, 2018, URL: http://www.bauhaus-imaginista.org/articles/2771/of-art-and-politics (8.7.2020). Bereits 1943 gestalteten Bergner und Meyer für die erste Buchmesse in Mexiko den Pavillon des Hilfskomitees, das die UdSSR im Krieg unterstützte.
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●Article
Moving Away to the Other End of the World — Reflections on the Letters Between Tibor Weiner and Hannes Meyer from the DAM Archive

This article examines the correspondence between a teacher (Hannes Meyer) and his former student (Tibor Weiner), who met at the Bauhaus in Dessau, going on to live for a period in the Soviet Union. Each migrated to Latin America shortly before the outbreak of World War Two, and returned to Europe in the late 1940s. The surviving letters between Meyer and Weiner, preserved in the DAM Archive in Frankfurt am Main, are not only a testimony of comradeship but also a window into some key moments in the first half of the twentieth century. → more

●Artists Work
Bauhaus in Russia — Haunted Houses

The following material was produced during the photographic workshop Bauhaus in Russia: Haunted houses, which took place in the framework of the exhibition bauhaus imaginista. Moving Away: The Internationalist Architect at the museum of contemporary art Garage in Moscow. Through an open-call we invited participants from several Russian cities to take part in the visual research on both the visible and invisible legacies of the “bauhauslers”. → more

●Artist Work
To Philipp Tolziner

For the exhibition bauhaus imaginista: Moving Away. The Internationalist Architect at Garage Contemporary Museum of Art, the contemporary artist Alice Creischer has been invited to respond to the personal archive of Bauhaus architect Philipp Tolziner. She produced reading of material relating to the architect’s socialist backgrounds and his work in the Soviet Union.  → more

●Artist Work
Sketch One: Lotte and Hermina — Script-Reading and Screening by Wendelien van Oldenborgh

The script that the artist Wendelin van Oldenborgh created for bauhaus imaginista: Moving Away. The Internationalist Architect as a public moment is an insight into the development of her larger film project which will premiere as a contribution to the bauhaus imaginista exhibition at Haus der Kulturen der Welt, March 2019. It features archive material around the personas Lotte Beese and Hannes Meyer, Hermine Huiswoud and Langston Hughes. → more

●Article
Hamhŭng’s Two Orphans (To Konrad Püschel) — East German Internationalism in North-Korea Emerging through a Chronopolitical Lens

Doreen Mende’s work Hamhung’s Two Orphans, which borrows its title from a chapter of the cine-essay Coréennes (1959) by Chris Marker, proposes to trace the transformation of the Bauhaus’s relevance from its prewar internationalist modernity into elements of the GDR’s socialist internationalism when architecture operated as a state-crafting instrument during the global Cold War. → more

●Article
“All artists interlock!” — How Bauhäuslers created the “New Germany” and promoted the national economy

The Third Reich was in ruins, the surrender not yet signed. An architect painstakingly working his way through the debris to the Schöneberg town hall found a sign on the door of the building authority with his name. Appointed to office by the German Communist Party (KPD), city counselor Hans Scharoun immediately looked around for his people: “I’ve looked everywhere for you, where are you? Here we go!” → more

●Article
The “School in the Woods” as a Socio-pedagogical Ideal — Functional Analyses and Photographs by Peterhans

The building theory classes at the Bauhaus focused on imparting a functional understanding of architecture. Building had become a science. As a result, the ADGB Trade Union School was designed logically from the inside out. Walter Peterhans’ photographs of the school images illustrate both the architect’s intentions for the building and the environmental studies conducted by Bauhaus students. → more

●Artist Work
Scenes from the Most Beautiful Campus in Africa — A Film about the Ife Campus

Zvi Efrat, 2019, film stills from the exhibition video projection, 25 min, color, sound, English.
Courtesy of the artist. → more

●Article
The Legacy of Arieh Sharon’s Postcolonial Modernist Architecture at the Obafemi Awolowo University Campus in Ile-Ife Nigeria

The significance of Arieh Sharon’s postcolonial modernist architecture at Obafemi Awolowo University Campus at Ile-Ife is multi-dimensional. Built between 1960 and 1978, at first glance the campus core consists of an ensemble of modernist buildings. In this article Bayo Amole examines some of the physical and conceptual characteristics of the campus master plan and core area design in order to illustrate their significance as examples of postcolonial modernist architecture—identifying the most important aspects of their legacy, which has continued to guide the design of the campus as it has developed over the course of more than a half century. → more

●Article
Bauhaus Modernism and the Nigerian Connection — The Socio-Political Context of Arieh Sharon and the University Of Ife Design

It should be considered “against the run of play” for a Bauhaus-trained Israeli architect such as Arieh Sharon to have been named designer of the post-independence University of Ife. This paper examines how developments in the socio-political context of Nigeria and international politics—including history and policies in the education sector—“constructed” Sharon’s involvement in the University of Ife design and the spread of Bauhaus modernism to tropical architecture. → more

●Article
Nigerian Campus Design — A Juxtaposition of Traditional and Contemporary Architecture

The early to mid-twentieth century saw the International Style and modernism rapidly influence major Nigerian cities and towns, first as a result of colonialism and then independence. Discussing the architecture of two first-generation Nigerian Universities, the University of Ibadan and Obafemi Awolowo University, this article builds upon the established discourse concerning how architects assimilated the International Style into the tropical climate and sociocultural context of Nigeria. → more

●Article
Colonial Architecture in Ile-Ife

The architectural heritage credited to the colonial intervention of the British in Nigeria is a blend of features imported by Europeans accustomed to a temperate climate, mixed with adaptations derived from the principles of modern architecture and concessions to the region’s tropical climate. As such, colonial buildings of this era can be regarded as a hybrid architectural style. → more

●Article
The New Culture School for Arts and Design — Launched in 1995

The New Culture School for Arts and Design in Ibadan, Nigeria has involved the development and construction of a space for creative people working in many different media in order to advance their professional proficiency in the fine arts, theater, music, film, photography, design, writing and more. → more

●Article
Nation Building through Campus Architecture — Israeli Architects Arieh Sharon and Eldar Sharon’s Obafemi Awolowo University (OAU) Campus in Ile-Ife, Nigeria, 1962–1976

The campus of Obafemi Awolowo University (OAU), Ile-Ife, Nigeria, the first phase of which was built between 1962 and 1972, is a fascinating example of modernist architecture in Africa. As a case study of Africa’s assimilation of the modern style, its design is intriguing also due to the fact that it was built by Israeli architect Arieh Sharon (1900–1984), aided by his son, Eldar Sharon (1933–1994). → more

●Article
Beyond Cement and Iron — Contextualizing Israeli Architecture in Africa

My focus on construction and planning is not incidental. These fields played a crucial role in space-shaping processes during the first decades of the Israeli state, as well as in the construction of the territorial identity of its new citizens. Simultaneously, during the 1960s, the modernist construction projects undertaken in African countries post-independence were also evidence of a desire amongst newly independent African nations for postcolonial national unity. → more

●Article
Tropical Architecture / Building Skin

Like the modernist architecture that preceded it, tropical architecture was co-defined with modern bodies and the bodies of the tropics: initially those of colonizers but soon colonized bodies as well. The technologies of tropical architecture, based on a modernist rationalism adapted to tropical climatic conditions, were, in turn, offered as a developmental asset to colonized subjects, especially young people. → more

●Article
A Hot Topic — Tropical Architecture and Its Aftermath

Both the tropical architecture discourse in general and British notions of modernism in particular were embedded in larger discussions on climatic and culturally sensitive approaches to building developed within the International Congresses of Modern Architecture (Congrès International d’Architecture Moderne—CIAM) from the 1950s onward—notions rooted in the hygienic and medical discourses of colonial occupation. → more

●Article
The Extension Buildings of the ADGB Trade Union School in Bernau — Documents of the Formalism Debate in the GDR

The former ADGB Trade Union School is regarded today as an icon of modern architecture. Designed at the Bauhaus under the direction of Hannes Meyer and Hans Wittwer together with the students of architecture, the building ensemble still stands as a paragon of collective work, reform pedagogical ideas and analytic architecture. Less attention has been paid to the extensions to the school, planned 1949–51 by Georg Waterstradt. These buildings stand as a valuable testimony to the vigor of GDR architecture. The “formalism debate” led to a rejection of Bauhaus architecture, and thus, the set of political-architectural principles exemplified by the Trade Union School. → more

●Article
Communistic Functionalist — The Anglophone Reception of Hannes Meyer

Philip Johnson described Hannes Meyer as a “communistic functionalist” whose most notable achievement was to have preceded Ludwig Mies van der Rohe as director of the Bauhaus. The position he assigned to Meyer was reinforced in the Bauhaus Exhibition of 1938 at MoMA. The particular view of the Bauhaus presented at MoMA in 1938 corresponds to the place of Meyer in the historiography of modern architecture in the 1930s, ‘40s, and ‘50s. The view that Meyer’s work allegedly lacked aesthetic interest, rendering it irrelevant to an Anglophone audience. → more

●Article
Selman Selmanagić at the Crossroads of Different Cultures — From Childhood Years in Bosnia to Bauhaus Education and Travels

Selman Selmanagić’s childhood years in Bosnia, on the eve of the First World War, as well as his education in Sarajevo, Ljubljana and at Bauhaus Dessau between the two world wars, together with his work in Palestine and Berlin, shaped his worldview and experience with different cultures and traditions. Throughout his career, he perpetually strove to find contemporary answers for the challenges of the time he was living in. → more

●Article
The “Hungarian Bauhaus” — Sándor Bortnyik’s Bauhaus-Inspired Budapest School Műhely 1928–1938

One of the many Hungarians associated with the Bauhaus, painter and graphic designer Sándor Bortnyik (1893-1976) opened his art and design school, Műhely, in Budapest in 1928 to bring the Bauhaus’s sprit and some of its teaching methods into Hungary. Even if Bortnyik’s school did not have the scope of the Bauhaus, it was an efficient experiment in an independent form of institutionalized education in the field of modern graphic design and typography. → more

●Article
Biology and Educational Models in the Pacific Southern Cone

The Chilean encounter with second-order cybernetics in the early 1970s was an essential part of the modernization project the state had been promoting since the 1920s, a project which also encompasses the 1945 reform of the architecture school. But if one reviews the history of this project with greater care, one can identify the reform of the new art school of 1928, which was the product of a social movement that began after the First World War, and that was able to implement in the main school of art of the country, a “first year of trial” similar to the methodology of the Bauhaus preliminary course, influenced by the trends of the “Active” or “New” school of the time. → more

●Article
For the Faculty of Architecture at METU — Bauhaus was a Promise

“ARCH 101 Basic Design” is the title of the introductory course offered to the first-year students in the METU Faculty of Architecture (Middle East Technical University, Ankara). Since the establishment of the school, this course has been conducted with a very strong Bauhaus impact. → more

●Article
From Social Democratic Experiment to Postwar Avant-Gardism — Asger Jorn and the International Movement for an Imaginist Bauhaus

The project bauhaus imaginista would be negligent if it did not address the artist group referenced by its title, the Mouvement Internationale pour un Bauhaus Imaginiste (International Movement for an Imaginist Bauhaus, or IMIB), founded in 1953 by Danish artist Asger Jorn together with a handful of French and Italian colleagues. Many of the theoretical and artistic positions advocated by the IMIB were developed dialectically in response both to the historical Bauhaus and the reconstitution of a Bauhaus-inspired pedagogical program at the Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm. → more

●Translation
Letter from Asger Jorn to Max Bill — February 12, 1954

Asger Jorn read of Max Bill’s plans for the new Hochschule für Gestaltung in Ulm (HfG), a school modeled after the Bauhaus, in the British Architects’ Yearbook 1953, where Bill had placed a promotional article to attract prospective students and teachers. Excited by the possibility of participating in a new democratic pedagogical experiment and in pursuing his interest in fusing art and architecture, he wrote to Bill, inquiring about the role of art at Ulm and expressing his desire to secure a teaching position.

This is a translation of one of the letters Jorn send to Bill. → more

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