bauhaus
imaginista
●Edition 3: Moving Away
Apr. 8–Aug. 26 2018
Ausstellung und Symposium

Hangzhou

  • China Design Museum on the Campus of China Academy of Art, Hangzhou
  • Nanshan Campus Address: 218 Nanshan Road, Hangzhou, Zhejiang Province, China
  • Xiangshan Campus Address: Zhuantang Straight Street, Hangzhou, Zhejiang Province, China

Das Bauhaus war nicht die einzige Institution, die als Ort der Reflexion über Designtheorien und neue Praktiken im 20. Jahrhundert galt; die China Academy of Arts (CAA), eine der ältesten Kunstschulen Chinas, stellte eine weitere mit dem Bauhaus verbundene Designschule dar. bauhaus imaginista präsentierte die Ausstellung Moving Away zur Eröffnung des China Design Museums.

Neben Originalarbeiten aus der Sammlung der Akademie zu modernem Chinesischen Design wurden eine Reihe von Objekten, Prototypen, Archivmaterialien sowie Pläne und Studien zu urbanen Projekten gezeigt. In China konzentrierte sich bauhaus imaginista darauf, wie universelle Gestaltungsprinzipien von Designern und Architekten in unterschiedlichen sozialen und politischen Kontexten entwickelt, angepasst, erweitert oder erneuert wurden. Die Ausstellung beleuchtet die Art und Weise, wie Bauhaus-Prinzipien im Laufe des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus bis heute diskutiert, übersetzt und angepasst wurden, auch in der ehemaligen UdSSR, Indien, Nordkorea und China.

Marcel Breuer, Collage „ein bauhaus-film“, in: bauhaus. zeitschrift für gestaltung, Nr. 1, 1926, Bauhaus-Archiv Berlin.

Die Art und Weise, wie sich das Designethos des Bauhaus international verbreitete und wie sich seine institutionelle Rolle in unterschiedlichen Kulturen weiterentwickelte, bildet die Grundlage für die bauhaus imaginista Ausstellung Moving Away. Der Titel zeigt sowohl die Migration von Bauhaus-Ideen als auch die Entfernung, die durch Zeit und Entfernung entsteht.

Marcel Breuers Filmstreifen-Collage ein bauhaus-film. fünf jahre lang visualisiert die Entwicklung im Stuhldesign vom handgefertigten Objekt zum industriellen Prototyp einer Zukunft entgegen, in der das gestaltete Objekt überflüssig wird. Die Collage erschien in bauhaus. zeitschrift für gestaltung Nr. 1 (1926) als Werbeanzeige, die auf kreative und ironische Art und Weise am Bauhaus designte Produkte zum Kauf anpreist. Als kuratorischer Gegenstand von Moving Away ist Breuers Collage die Initialzündung für die Debatten um die Grundprinzipien des Bauhausdesigns, das den Bau als ganzheitlich gedachtes Projekt verstand: Geschirr, Möbel und Teppiche wurden auf die Bedürfnisse der Besitzer abgestimmt; von hier ausgehend wurde ein Haus, eine Siedlung, eine ganze Stadt geplant.

Zwei Jahrzehnte nach der Schließung des Bauhauses gründete sich mit der HfG Ulm (1953) eine Institution, die diese Bauhausideale sowohl weiterführte als auch hinterfragte und umformulierte. In regelmäßigen Abständen unterrichteten ehemalige Bauhäusler Varianten des Bauhaus-Vorkurses, der die Studenten in der visuellen und taktilen Wahrnehmung von Formen und Farben schulen sollte. Als die HfG Ulm Kontakte zum National Institute of Design (NID) in Ahmedabad (1961 gegründet) und zum Industrial Design Centre (IDC) in Mumbai (1969 gegründet) knüpfte, fanden Aspekte des Vorkurses gemeinsam mit dem am Bauhaus propagierten Werkstattunterricht auch Eingang in indische Studienpläne. Als Institutionen, die sich nach dem Krieg (Deutschland) und nach der Unabhängigkeit (Indien) gegründet hatten, veränderte sich für sie der Anspruch an Design grundlegend. Während die HfG den Berufszweig des Designers überhaupt erst eröffnete, veränderte sich der Begriff in Indien grundlegend mit der Verschmelzung von Design und traditionellem Handwerk. Für die HfG und das NID/IDC verstand sich Design nicht – wie am Bauhaus – ausschließlich als Bildungsfrage und Neuformulierung der Gesellschaft; Design war eine Chance zur wirtschaftlichen Regeneration.

In China fanden Bauhausideen Eingang durch Architekten wie Richard Paulick (Walter Gropius’ langjähriger Assistent) und Wang Dahong (einer von Gropius’ Studenten), die als Lehrer an der Architekturfakultät der St. John’s University (1942 gegründet), die sich direkt auf die Lehrpläne des Bauhauses bezog, engagiert wurden. Nach 1945 sollten diese beiden Architekten eine entscheidende Rolle in der Entwicklung eines Planes für Groß-Shanghai spielen – ein modernes Stadtplanungsprojekt, das auf rationalen Grundprinzipien aufbaute.

bauhaus imaginista’s Kapitel Moving Away setzt da an, wo es um die internationale Verbreitung von Bauhaus-Designideen geht. Der Titel selbst weist auf diese Migration hin und darauf, welche Rolle das Bauhaus als Kunstinstitution spielte und wie sich seine Ideen innerhalb verschiedener Kulturen, Orte und Zeiten weiterentwickelte. Moving Away ist Teil der Eröffnungsausstellung des China Design Museums (auf dem Campus der China Academy of Arts, Hangzhou). Neben einer Vielzahl von Objekten und Prototypen, die zu Zwecken der Kommerzialisierung hergestellt wurden, werden auch Pläne und Studien von Architektur- und Städtebauprojekten zu sehen sein. In einem internationalen Symposium (9.–10. April 2018) präsentieren Forschern ihre Ergebnisse zur engen Beziehung zwischen Design und Architektur am Bauhaus und in Asien.

Shanghai Institut für Stadtplanung und Design, Die erläuternde Zeichnung des "Stadtplans" des Sekretariats der Shanghai Urban Planning Commission, 1940er Jahre, Privatsammlung.

●Ausstellungsdokumentation
●Related Articles
●Article
Der CIAM-Protest — Von Moskau zur Patris II (1932)

Entgegen allen internationalen Erwartungen – schließlich waren Walter Gropius, Le Corbusier, Erich Mendelsohn und andere eingeladen – befand sich am 29. Februar 1932 kein moderner Architekt unter den Hauptpreisträgern der ersten Wettbewerbsrunde für den Palast der Sowjets in Moskau. → more

●Article
Richard Paulick and the Remaking of a Greater Shanghai 1933–1949

The article focusses on Richard Paulick’s sixteen-year exile in Shanghai. It is an examination of the interaction between a Bauhaus socialist and a Far East port city in its rush to modernize at the midpoint of the twentieth century. → more

●Article
The “School in the Woods” as a Socio-pedagogical Ideal — Functional Analyses and Photographs by Peterhans

The building theory classes at the Bauhaus focused on imparting a functional understanding of architecture. Building had become a science. As a result, the ADGB Trade Union School was designed logically from the inside out. Walter Peterhans’ photographs of the school images illustrate both the architect’s intentions for the building and the environmental studies conducted by Bauhaus students. → more

●Article
The “Hungarian Bauhaus” — Sándor Bortnyik’s Bauhaus-Inspired Budapest School Műhely 1928–1938

One of the many Hungarians associated with the Bauhaus, painter and graphic designer Sándor Bortnyik (1893-1976) opened his art and design school, Műhely, in Budapest in 1928 to bring the Bauhaus’s sprit and some of its teaching methods into Hungary. Even if Bortnyik’s school did not have the scope of the Bauhaus, it was an efficient experiment in an independent form of institutionalized education in the field of modern graphic design and typography. → more

●Article
Bauhausmoderne und Chinesische Tradition — Franz Ehrlichs Entwurf für ein Haus des Handels in Peking (1954–1956)

In den frühen 1950er-Jahren bestanden gute diplomatische, politische und ökonomische Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Deutschen Demokratischen Republik. Beide, sich als sozialistisch verstehende Staaten, waren 1949 gegründet worden. In diesem Aufsatz geht es um die besondere Beziehung zur chinesischen Architektur, Kunst und Gestaltung, die Franz Ehrlich entwickelte. → more

●Article
The Spread of the Bauhaus in China

As early as the end of the 19th century up to the beginning of the 20th century, which is to say before the founding of the Bauhaus and after China’s forced opening through war to the outside world, China had already been witness to various experiments in modernization. Such experiments contributed to the laying down of a foundational mindset necessary for the acceptance of the Bauhaus in China’s traditional culture. → more

●Article
Modern Vernacular — Walter Gropius and Chinese Architecture

This essay explores the connection between Walter Gropius and I. M. Pei, as well as the influence of the one on the other. After completing his studies, I. M. Pei worked with Gropius on plans for a university in Shanghai, which he subsequently realized in Taiwan, than in association with Chang Chao-Kang and Chen Chi-Kuan. → more