Die Ausstellung Moving Away will anhand von Beispielen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, aus Indien, Nordkorea und China zeigen, wie die gestalterischen und architektonischen Leitlinien des Bauhauses in unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Kontexten abgeändert, erweitert oder infrage gestellt wurden. Wie schon der Titel der Ausstellung verdeutlich, schlug die Migration der Bauhaus-Ideen keinen einfachen Verbreitungsweg ein; vielmehr entwickelten sich die Ideen in enger Abhängigkeit mit lokalen Gegebenheiten vor Ort und vor dem Hintergrund geopolitischen Wandels im 20. Jahrhundert zu dynamischer Akzeptanz und Ablehnung weiter.
bauhaus imaginista. Moving Away, New Delhi
- Kiran Nadar Museum of Art (KNMA)
- Goethe-Institut / Max Muelle Bhavan New Delhi
- The India International Centre (IIC) New Delhi
bauhaus imaginista: Moving Away, China Design Museum of CAA, Hangzhou
Photo: Liu Yongge, © Goethe-Institut.
Marcel Breuers „Filmstrip“-Collage ein bauhaus-film. fünf jahre lang (1926) ist Ausgangspunkt der Ausstellung. Denn sie veranschaulicht die Entwicklung des Stuhls vom handwerklich erzeugten Gegenstand zum industriellen Prototypen und weist in eine Zukunft, in der sich, so Breuer, die Gestaltung von Dingen ganz erübrigen würde. Breuer war der Meinung, dass sich Design an sein Umfeld anpassen müsse, was als Argument gegen einen universellen Satz von Formen und Methoden verstanden werden kann. Breuers Collage erschien in der ersten Nummer der Zeitschrift bauhaus, in der auch die Grundsätze der Bauhausgestaltung dargelegt und eine Überwindung des Denkens in Einzelobjekten zugunsten einer ganzheitlichen Betrachtung des Wohnhauses gefordert wurden. Daraus ergab sich die Notwendigkeit neu gestalteter Tassen, Sitzmöbel, Stoffe, Wandfarben und Bodenbeläge, aber eben auch ganzer Universitäten, Häuser und Siedlungen. Die Ausstellung zeigt, wie diese einzelnen Bereiche zusammengeführt und auf die Maximen der Funktionalität und Gesellschaftsreform bezogen wurden.
Die Ausstellung Moving Away am Kiran Nadar Museum, die in Teilen aus der gleichnamigen Ausstellung von Hangzhou (China) nach New Delhi weiterwandert, verbindet diese verschiedenen Stränge der Bauhaus-Geschichte erstmals zu einer Gesamtschau. Anhand mehrerer Fallstudien wird es möglich, den von der jeweiligen kulturellen Übersetzung und den Bedingungen vor Ort geprägten Umgang mit dem Bauhauserbe vergleichend zu betrachten.
David Abraham, Modedesign und Bilder aus seiner Diplomarbeit am NID, 1980
© National Institute of Design, Knowledge Management Center, Archive collection.
bauhaus imaginista, das Projekt zum hundertjährigen Jubiläum des Bauhauses, bietet die einzigartige Gelegenheit, aus länderübergreifender Sicht über diese Kunst-, Gestaltungs- und Architekturlehre und ihren Bezug zur Gesellschaft nachzudenken. Wenngleich das Bauhaus dafür die gemeinsame Bezugsgröße bildet, soll es weder andere bedeutende Bildungsexperimente des 20. Jahrhunderts ausblenden, noch uns auf ein Denken in ideengeschichtlichen Einflüssen festlegen. Denn während manche Hochschulen in der Welt oft mit Hilfe emigrierter ehemaliger Bauhaus-Meister oder -Studenten direkt an dessen Pädagogik anknüpften, entwickelten sich andere zeitgleich und eigenständig oder auch in ausdrücklicher Abkehr von den Bildungsvorstellungen des Bauhauses. Auf Basis der fachwissenschaftlichen Forschung unserer indischen Projektpartner befasst sich das Symposium zur Ausstellung bauhaus imaginista: Moving Away anhand einschlägiger Beispiele aus Gegenwart und Vergangenheit mit der Kunst- und Gestaltungslehre auf dem Subkontinent, darunter vor allem mit der Hochschule Kala Bhavan in Santiniketan, der Faculty of Fine Arts MSU in Baroda und dem National Institute of Design in Ahmedabad.