bauhaus imaginista verlässt zum hundertjährigen Jubiläum den nationalen Rahmen und versteht die Moderne als ein kosmopolitisches Projekt, das durch transkulturellen Austausch entstanden ist und bis heute weiterwirkt. Bauhäusler*innen unterhielten Verbindungen in die ganze Welt. Die Ausstellung bauhaus imaginista schlägt eine neue Lesart des Bauhauses als globaler Resonanzraum vor: Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt versteht das Bauhaus als Teil einer Moderne, die aus der Begegnung und dem Austausch verschiedener Kulturen ihre Impulse bezog. Hier ist der Transfer von Ideen keine Geschichte von Einfluss und Wirkung, sondern der internationalen Verflechtung. Dabei geht die Ausstellung den länderübergreifenden Beziehungen, Korrespondenzen und Migrationsgeschichten nach, die auch nach der Schliessung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 andauerten.
Mit der Verortung im internationalen Kontext ähnlich gesinnter Vorhaben diskutiert die Ausstellung bauhaus imaginista auch avantgardistische Kunstschulen in Indien und Japan als Parallelgeschichten moderner Bildungsreformen. Gleichzeitig thematisiert die Ausstellung das Studium vormodernen Handwerks am Bauhaus und von Bauhäusler*innen im nord- und mittelamerikanischen Exil sowie die Politisierung der Bauhaus-Ideen im postrevolutionären Mexiko und im postkolonialen, unabhängigen Marokko und Brasilien. Die Schau verweist auf Übersetzungen von Gestaltungsansätzen des Bauhauses in China, Nigeria und in der Sowjetunion. Sie zeigt ebenso wie der innovative Gebrauch von Medien am Bauhaus Gegenwartskunst und Popkultur bis heute prägt.
Die Jubiläumsausstellung im Zentrum Paul Klee besteht aus vier Kapiteln, die in den vergangenen zwei Jahren in unterschiedlichen Formaten wie Ausstellungen, Workshops und Konferenzen in Hangzhou, Kyoto und Tokio, São Paulo, Lagos, Delhi, New York, Moskau, Rabat sowie Berlin erarbeitet wurden. Jedes Kapitel geht von einem konkreten Bauhaus-Objekt aus: dem Bauhaus-Manifest von 1919, einer Werbeanzeige von Marcel Breuer, der Zeichnung Teppich (1927) von Paul Klee und dem Reflektorischen Farblichtspiel von Kurt Schwerdtfeger. Diese Objekte sind Ausgangspunkte für spezifische Fragestellungen von bauhaus imaginista, über die transnationale Bezüge, Kontexte und Querverweise zu zeitgenössischen Debatten geschaffen werden.