Die Moskauer Station der Ausstellung bauhaus imaginista: Moving Away. The Internationalist Architect geht am Beispiel von Leben und Werk ehemaliger Bauhaus-Lehrer*innen und Studierenden in Moskau den komplexen Zusammenhängen zwischen dem Bauhaus und der Sowjetunion nach. Sie widmet sich insbesondere einer Reihe von Graduierten und Studierenden, die 1930 dem zweiten Direktor des Bauhauses, dem Architekten Hannes Meyer, in die Sowjetunion folgten: dem Architekten Philipp Tolziner, der schließlich sein ganzes Leben in Moskau verbringen sollte, dem Architekten und Stadtplaner Konrad Püschel, und der Architektin Lotte Stam-Beese die erste Frau, die in der Bauabteilung des Dessauer Bauhauses studierte
Heute werden ihre privaten Nachlässe an verschiedenen Orten aufbewahrt: Im Bauhaus-Archiv Berlin, im Archiv der Stiftung Bauhaus Dessau, im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt/Main (DAM), im Institut für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich (GTA) und im Nederlands Architectuurinstitut in Rotterdam. Die Nachlässe verfügen über je eigene Systematiken und Geschichten. An ihnen kommen nicht nur Auswahlkriterien und Machtstrukturen des Sammelns, sondern auch subjektives Erinnern und der unvollständige, prekäre Status des Hinterlassenen zum Ausdruck. Über Fotografien, Briefe, Collagen, Seiten aus Sammelbüchern, Diagramme, Manifeste, Architekturzeichnungen und Stadtpläne erschließt sich das Verhältnis, das die Architekt*innen zum Bauhaus Dessau, zur Sowjetunion und zu kommunistischen und sozialistischen Idealen unterhielten. Erkennbar werden unterschiedliche Ansätze zu einer persönlichen und kollektiven Geschichtsschreibung, zur Gedächtnisbildung, zur Ausformung von Ideen für kollaborative Praktiken, zur Auseinandersetzung mit migrantischen Erfahrungen, wodurch persönliche Aspekte modernistisch-utopischer Designgeschichten zutage treten.